Zeitschriftenartikel

Die Weisheit der Märchen - Der Buddha und Frau Holle

Märchen sind eine Form der Wirklichkeitsvermittlung, in der es mehr um Bilder geht, um ein intuitives Erfassen der Realität, um eine verdichtete und symbolische Darstellung dessen, was sich nicht ganz so leicht in abstrakte Begriffe packen läßt.

Meine Erfahrung ist, daß in den Märchen sehr viel an tiefer Weisheit steckt, die wir oft gar nicht unmittelbar erkennen, sondern - gerade als Erwachsene - leicht übersehen. Und ich denke, daß vieles von diesen Einsichten zu dem gehört, was alle Menschen betrifft und nicht so sehr kulturspezifisch ist. Deshalb bietet sich ein Vergleich der Lehren des Buddha mit den Botschaften der Märchen durchaus an. Das soll über die gravierenden Unterschiede keineswegs hinwegtäuschen, und sicher reicht die Lehre des Erwachten ungleich tiefer. Doch das soll uns im Moment weniger interessieren.

Ich möchte zunächst das Märchen vortragen und einen ersten einführenden Kommentar geben. Später werden noch einige ergänzende und systematischere Bemerkungen folgen.

„Eine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig und die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche, faule viel lieber, weil sie ihre rechte Tochter war. Die andere mußte alle Arbeit tun und das Aschenputtel im Hause sein."

Wir urteilen gewöhnlich nach einem subjektiven Maßstab, der für uns persönlich bestimmend ist, der aber von einem objektiven Standpunkt aus keineswegs Gültigkeit besitzt. Ich habe bei der Passage von eben sofort an eine Aussage gedacht, die in den Reden des Buddha über die Brahmanen und ihr gesellschaftliches Ansehen fällt. Denn sie haben damals ebenfalls die Wichtigkeit der „rechten Geburt" betont und behauptet, zur höchsten Kaste gehöre man durch seine Geburt allein. Und das ist nun eine erste wichtige Korrektur, die der Buddha bezüglich der damaligen Anschauung vornahm. Er formulierte: „Nicht durch Geburt ist man ein Verworfener, nicht durch Geburt ist man Brahmane, sondern durch die Tat, durch die gute oder schlechte Tat."

Aber zunächst weiter im Text: „Das arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang."

]Die hier gemachte Grundaussage über das Leben und das Wesen der menschlichen Existenz hat auch der Buddha immer wieder getroffen: Es gibt kein Leben ohne Leiderfahrung. Das ist im Märchen in dem Bild angedeutet, daß sich das Mädchen ‘blutige Finger' holt. Der Buddha nennt diesen gesamten Erfahrungskomplex ‘dukkha', Leiden, das auf sehr unterschiedlichen Ebenen zutage treten kann. Z.B. auch als Mangel oder Unerfülltheit. Die eine Ebene betrifft das ganz offensichtliche, physische Leiden wie Krankheit und Schmerz, Alter und Tod. Aber noch etwas anderes ist mit dukkha gemeint, das man oft übersieht und nicht so ohne weiteres als solches erkennt. Ich meine eine Form von Unzulänglichkeit, die unausweichlich zu unserem Leben gehört: nämlich die ununterbrochen notwendige Aktivität und Anstrengung. Wir erleben niemals eine Situation, in der wir sagen können, daß jetzt alles endgültig in Ordnung, alles zufriedenstellend, alles ein für allemal erledigt und unverlierbar erreicht ist. Im Gegenteil, wir sind ständig in Aktion, um einen solchen Idealzustand zu erreichen, wir sind fortgesetzt irgendwelchen Belastungen ausgesetzt und oft genug sogar regelrecht getrieben. Andauernd müssen wir etwas planen, sagen und tun. Bildhaft gesprochen: Wir sind immer, wo wir nicht sein wollen. Wir wollen stets irgendwo hin, wo wir gerade nicht sind. Also sind wir auf „Achse", an der „großen Straße".

Wir können es auch anders formulieren: Wir Menschen sind als solche bedürftige Wesen, die ihr Glück nicht einfach haben oder in sich selbst finden, sondern dazu etwas von der äußeren Welt benötigen. Tatsächlich wir sind nicht aktiv, bloß weil es uns Spaß bereitet oder es uns langweilig ist. Vielmehr regen sich in uns vielfältige Bedürfnisse, die unablässig und mehr oder weniger eindringlich nach Befriedigung verlangen. In dem Märchen wird deshalb von dem „armen" Mädchen gesprochen. Das Kind muß deshalb spinnen, es muß sich „bis auf das Blut" mühen.

Bedürftigkeit bedeutet - zunächst nur materiell betrachtet: Man muß essen, man muß schlafen und trinken, man benötigt ausreichend Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Medizin und vieles mehr. Bedürftigkeit hat daneben genauso einen seelischen Aspekt. Ich meine etwa den Wunsch nach sozialer Anerkennung und Beachtung. Das Aschenputtel in unserer Erzählung ist auch deshalb „arm", weil es die menschliche Wärme, die es wie wir alle zum Leben braucht, in seiner Familie nicht findet. Ihr fehlt es an Liebe und Geborgenheit, an Aufmerksamkeit und Fürsorge.

Ein weiteres Thema, das ebenfalls schon in den Anfangssätzen der Frau Holle deutlich anklingt, ist die Frage nach den großen Unterschieden zwischen den Menschen. Woher kommen sie? Da wird zum Beispiel angesprochen, daß die vom Leben an uns gestellten Anforderungen sehr verschieden sind. Der eine muß für sein Auskommen viel und hart rackern, der andere macht sich schöne Tage, und es geht ihm trotzdem blendend. Der eine ist besitzlos, und der andere ausgesprochen wohlhabend. Im Märchen ist das eine Mädchen häßlich, seine Schwester schön. Auch charakterliche Unterschiede zeigen sich. Von den beiden Töchtern ist erste fleißig und die zweite faul. Und es gibt zudem eine Reihe von sozialen Unterschieden. Das betrifft Anerkennung oder Ablehnung durch den Mitmenschen einerseits und die jeweilige gesellschaftliche Stellung andererseits. Wo mancher geachtet und bewundert wird, fühlt sich der andere an den Rand gedrängt und übersehen.

An dieser Stelle möchte ich den Buddha noch einmal zitieren, denn dieselben Fragen, die sich in unserer Betrachtung eben aufwerfen, bewegten schon vor über 2.500 Jahren die Gemüter. Auch der Buddha wurde gefragt:

„Was ist da wohl die Ursache, woher kommt es, daß man auch unter den menschlichen Wesen Elend und Wohlfahrt findet, denn man sieht ja unter den Menschen kurzlebige und man sieht langlebige, man sieht Menschen mit Gebrechen und man sieht gesunde, man sieht unschöne und man sieht schöne Menschen, man sieht dürftige Gemüter, man sieht seelisch reiche, man sieht besitzlose Menschen, man sieht wohlhabende, man sieht niedrig gestellte und hochgestellte Menschen, man sieht stumpfsinnige und man sieht klare Geister. Was ist da wohl, Herr Gotama, die Ursache, was ist der Grund, daß man unter den Menschen Elend und Wohlfahrt findet?" (M 135)

Diese wenigen Sätze und Fragen umfassen die viele existentielle Fragen, die uns alle gleichermaßen berühren, Buddhisten ebenso wie Menschen anderer Weltanschauung. Wie die Antworten ausfallen, werden wir noch sehen.

„Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich in den Brunnen und wollte sie abwaschen. Sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Das Mädchen weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte das Unglück. Sie schalt es so heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach: ‘Hast Du die Spule hinunterfallen lassen, so hole sie auch wieder herauf.' Da ging das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht, was es anfangen sollte. In seiner Herzensangst sprang das Mädchen in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne schien und wo tausend Blumen standen."

Hier kommen wir zu einem Punkt, an dem sich unsere Geschichte dramatisch zuspitzt und eine überraschende Wende nimmt. Wir haben es mit einer prekären Konfliktsituation zu tun, in deren Verlauf eine völlig neue Lebenssituation entsteht.

„Auf dieser Wiese ging das Mädchen nun fort und kam zu einem Backofen, der war voll Brot. Das Brot aber rief: ‘Ach, zieh mich heraus, zieh mich heraus, sonst verbrenne ich. Ich bin schon längst ausgebacken.' Da trat es hinzu und holte mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus. Danach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voller Äpfel und rief: ‘Ach, schüttle mich, schüttle mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.' Da schüttelte es den Baum und schüttelte, bis keiner mehr oben war. Und als es sie alle auf einen Haufen zusammengelegt hatte, ging es weiter."

Das hört sich für unsere Ohren gewiß sehr außergewöhnlich an, aber um was es hier eigentlich geht, ist eine nähere Beschreibung von Charaktereigenschaften des Aschenputtel. Aus buddhistischer Sicht gesehen, offenbaren sich hier zwei wunderbare Geisteshaltungen: Metta und karuna nennt sie der Erwachte. Metta meint die vorbehaltlose Offenheit eines Menschen anderen Lebewesen gegenüber. Metta haben heißt sehen, daß um mich auch noch andere sind, Mitwesen wie ich auch, die ebenfalls glücklich sein wollen. Ihnen wende ich mich mit Freundlichkeit und Güte zu. Die andere Eigenschaft (karuna) reicht noch weiter, sie drückt das Mitempfinden dem anderen gegenüber aus. Wenn ich es besitze, kann ich ihn in seinem Leiden und in seiner Bedürftigkeit sehen. Ich habe den Wunsch und finde die Kraft, ihm in seiner Not beizustehen und selbstlos zu helfen, wenn immer es angebracht ist.

„Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau hervor. Weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau rief ihm nach: ‘Was fürchtest Du dich, liebes Kind, bleib bei mir. Wenn Du alle Arbeiten im Hause ordentlich tun willst, so soll es Dir wohl ergehen, Du mußt nur achtgeben, daß mein Bett gut gemacht ist und es fleißig ausgeschüttelt wird, daß die Federn fliegen. Dann schneit es in der Welt. Ich bin die Frau Holle.'„

Wo findet sich hier die buddhistische Parallele? In den eben zitierten Worten steckt eine weitere und sehr tiefe Einsicht. Der Buddha sagt bei vielen Gelegenheiten, daß das, was uns der (erste) Augenschein über die Dinge oder die Menschen verrät, meist nicht viel mit der Realität zu tun hat. Oft verbirgt sich die Realität geradezu hinter dem, was uns Augen und Ohren vermitteln. Was sieht das Mädchen? Ein kleines unscheinbares Haus, eine alte, häßliche Frau mit großen Zähnen, die fast schon gefährlich aussehen. Spontan gewinnt sie keineswegs Zutrauen und möchte am liebsten so schnell wie möglich von diesem Ort verschwinden. Doch sie bleibt.

Das ist etwas, was wir lernen müssen: Die Gegebenheiten um uns dürfen wir nicht einfach nach ihrem äußeren Anschein beurteilen, sondern wir müssen nach ihrem wirklichen Wert forschen. Tatsächlich ist diese häßliche Alte „Frau Holle". Mit diesem Wort verbinden wir heute keine besonderen Vorstellungen mehr. Der Ausdruck kommt von dem mittelalterlichen ‘hold' und bedeutet soviel wie gütig und wohl gesonnen. Die entscheidende, aber zunächst verborgene Eigenschaft der alten Frau ist also eine ganz andere, als ihr äußerer Eindruck vermuten läßt. Sie ist dem Mädchen durchaus verbunden und will ihr nur Gutes.

Abstrakter ausgedrückt: Durch unsere Sinneseindrücke, durch unsere unmittelbare und vordergründige Wahrnehmung entsteht oft ein völlig falsches, verzerrtes, irreführendes Bild der Wirklichkeit. Der Buddha nennt das moha, Verblendung. Wir alle sind dadurch getäuscht, daß wir entweder eine „rosa Brille" aufhaben und uns die Dinge dadurch angenehm und verlockend erscheinen. Wir begehren sie infolgedessen und jagen ihnen nach. Oder wir haben eine dunkle Brille auf, durch die uns alles grau und häßlich vorkommt. Folglich lehnen wir Dinge ab, verabscheuen oder hassen sie gar. Fast nie aber sehen wir sie ihrer tatsächlichen Beschaffenheit nach, nüchtern und klar. Welche Folgen Irrtum und Täuschung haben müssen, liegt auf der Hand.

„Weil die Alte ihr nun so zusprach, faßte sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr Bett auch immer gewaltig auf, so daß die Federn wie Schneeflocken umherflogen, und dafür hatte es ein gutes Leben bei ihr; kein böses Wort und alle Tage Gesottenes und Gebratenes."

Was mag es aus buddhistischer Sicht bedeuten, wenn das Aschenputtel nun doch ganz anders reagiert, als ihr ursprünglich zumute war? Es drückt aus, daß sie eine Herzensqualität besitzt, die insbesondere für ein spirituell orientiertes Leben unerläßlich ist. Der Buddha nennt diese Eigenschaft und Fähigkeit saddha, Vertrauen oder Hingabe. Sie ermöglicht uns, uns einer Realität gegenüber zu öffnen, die wir (zunächst) nicht mit eigenen Augen sehen, von deren Existenz wir vielleicht aber schon eine mehr oder weniger sichere Ahnung haben. Ich brauche Vertrauen zu jemanden, der mich auf den richtigen Weg bringt oder der mich zu einer Wirklichkeit hinführt, die ich nicht kenne und die ich alleine nicht finden kann. Wenn ich da von vornherein innerlich sage: ‘Nein, das geht mich nichts an, davon will ich nichts wissen!', bleibt dieser Weg versperrt und das Eingangstor zu dem Bereich der spirituellen Wirklichkeit verschlossen.

Und eine weitere wichtige menschliche Eigenschaft ist in der zitierten Passage angesprochen. Sie ist das buddhistische viriya, die Tatkraft. Ich habe am Anfang meiner Ausführungen schon über Aktivität gesprochen, und nun finden wir einen erneuten Hinweis darauf. Das junge Mädchen packt die Dinge an, sie weiß, daß man Ziele nur dadurch erreicht, daß man selbst etwas dafür tut, und daß die Erwartungen gegenüber dem Leben nicht von alleine in Erfüllung gehen. Zwischen Wunsch und Erfüllung steht die Aktion, stehen Engagement und Einsatz, die beides zueinander bringen.

Dazu benötigen wir eine Menge Energie. Sie verändert die Welt, sie schafft eine andere neue Lebenssituation und wandelt nicht zuletzt auch uns selbst. In der bildhaften Sprache des Märchen fliegen die Schneeflocken und die Bettfedern, und - ganz lebensnah und anschaulich - es gibt für das arme Kind mit einemmal „Gesottenes und Gebratenes".

„Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da war es traurig und wußte anfangs selbst nicht, was ihm fehlte. Endlich merkte es, daß es Heimweh war. Obgleich es ihm hier viel tausend Mal besser ging als zu Hause, so hatte es doch Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: ‘Ich habe den Jammer nach Hause bekommen. Und wenn es mir hier auch noch so gut geht, so kann ich nicht länger bleiben, ich muß wieder zu den Meinigen.' Die Frau Holle sagte: ‘Es gefällt mir, daß Du wieder nach Hause verlangst, und weil Du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hinauf bringen.'„

Hier ist eine Situation beschrieben, die wir wahrscheinlich alle kennen, und wofür in der Erzählung das aufkommende Heimweh steht. Wo ich bin, kann und will ich nicht bleiben. Ich möchte weg, wenngleich ich nicht immer genau weiß, wohin. Ein Prozent wenigstens scheint immer zum vollendeten Glück zu fehlen. Und wenn man vielleicht einmal glaubt, man habe es endlich geschafft, dann vermissen am nächsten Tag ein anderes Prozent, wenn nicht noch viel mehr. Ich will damit ausdrücken, daß wir in unserem Leben offensichtlich nie einen Idealzustand erreichen, obwohl wir unablässig hinter im her sind. Diese Tatsache spiegelt sich auch in den wiedergegebenen Worten des Textes: Mir geht es gut bei der Frau Holle, aber ich habe Heimweh. Noch immer fehlt etwas, ich muß weiterwandern.

Nun beschränkt sich die Perspektive des Buddha aber nicht auf dieses eine Leben allein, das uns zur Verfügung steht und in dem wir unsere vielen kleinen und großen Absichten verfolgen. Der Erwachte sieht und sagt, daß die Menschen keineswegs nur einmal leben, sondern daß sie geboren werden, altern und sterben, nur um wiedergeboren zu werden, erneut zu altern und zu sterben. Die Existenz der Wesen ist eine ununterbrochene Wanderung, ein endloser Weg durch das Dasein, ein ständiger Kreislauf durch alle Höhen und Tiefen - immer auf der Suche nach Erfüllung und Frieden.

„So nahm darauf die Frau Holle das Kind bei der Hand und führte es vor ein großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war. Das sollst Du haben, weil Du so fleißig gewesen bist, sprach die Frau Holle und gab ihm auch die Spule zurück, die ihm in den Brunnen gefallen war."

Eine Wegstrecke ist zu Ende, eine neue beginnt und mit ihr eine neue Qualität des Daseins. Aber: So „neu" ist die gar nicht, weil sie in vielerlei Hinsicht der Vergangenheit entspricht. Das buddhistische Bild des Lebensrades veranschaulicht das gut. Man geht nach vorne und kehrt auch gleichzeitig zurück. Man wandert, aber entlang eines Weges, der einen irgendwann wieder an die Stätten seines früheren Wirkens zurückführt. Mit Gold überhäuft, wird das Aschenputtel zuerst vom Hahn auf dem Brunnen begrüßt:

„Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie. Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt war, ward es von ihr und der Schwester gut aufgenommen."

Am Anfang unseres Märchens war das Mädchen nicht gelitten, jetzt ist es mit einemmal willkommen, weil es nun mit Gold bedeckt ist. Und dennoch ist die Situation jetzt der zu Beginn ganz ähnlich, denn die materielle Orientiertheit der Mutter ist geblieben. Der Buddha beschreibt diese unter Menschen häufig anzutreffende Geisteshaltung als Verlangen, Habenwollen, Begehren nach materiellen Dingen und nach sinnlicher Befriedigung; Sehen, was vor Augen liegt und zu seiner Befriedigung danach greifen, das drückt sich in der Stiefmutter aus.

„Das Mädchen erzählte nun alles, was ihm begegnet war, und als die Mutter hörte, wie es zu dem großen Reichtum gekommen war, wollte sie der anderen, häßlichen und faulen Tochter gern dasselbe Glück verschaffen. Sie mußte sich an den Brunnen setzen und spinnen, und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in den Finger und stieß sich die Hand in die Dornenhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang selber hinein. Sie kam ebenfalls auf die schöne Wiese und ging auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte, schrie das Brot wieder: ‘Zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenne ich, ich bin schon längst ausgebacken.' Die Faule antwortete: ‘Da hätte ich Lust, mich schmutzig zu machen und ging fort.' Bald kam sie zu dem Apfelbaum, der rief: ‘Ach schüttle mich, schüttle mich, wir Äpfel sind alle miteinander reif.' Sie antwortete: ‘Du kommst mir recht, da könnte mir einer auf den Kopf fallen' und ging weiter."

Hier gilt das Stichwort: Dasselbe ist nicht dasselbe. Ganz ähnlich wie ihre Schwester macht sich das zweite Mädchen auf den Weg, nun jedoch, um schnell zu Reichtum beziehungsweise an das Gold zu kommen. Sie setzt sich an die Straße, beginnt zu spinnen, sticht sich in den Finger, springt in den Brunnen und so fort. Doch begegnen wir jetzt einer ganz anderen inneren Haltung als vorher bei der Goldmarie. Eigensüchtige, egoistische Interessen bestimmen die Szene. Ichbezogene Wünsche und Absichten werden groß geschrieben. Daß das Brot zu verbrennen droht, wird ebenso gesehen wie die Tatsache, daß die Äpfel vom Baum herabgeholt werden müssen. Doch keinerlei Mitempfinden regt sich, und die ‘gute Tat' bleibt aus.

„Als sie nun vor das Haus der Frau Holle kam, fürchtete sie sich nicht. Sie verdingte sich gleich. Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde. Am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, und am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie es sich gebührte und schüttelte es nicht, daß die Federn flogen."

Hier drückt sich sehr viel an tiefer psychologischer und existentieller Wahrheit aus. Der Buddha weist darauf hin, daß unsere äußerlich sichtbaren Taten und Verhaltensweisen nur die Oberfläche sind. Entscheidend ist, was in einem Menschen vorgeht und was sein Handeln bestimmt: seine Gesinnungen, seine Emotionen, die geistigen und seelischen Kräfte in ihm. Tatsächlich kann man auf Dauer nur so leben, wie es den inneren Antrieben entspricht. Die faule Tochter hält sich vor Augen: Ich muß fleißig sein und tun, was die Frau Holle von mir verlangt, und die Betten schütteln. Aber dieser Vorsatz ist aufgesetzt und erzwungen, in Wirklichkeit ist sie desinteressiert und auf ganz andere Dinge aus. Sie kann nicht über ihren Schatten springen. Sie kann nur kurzzeitig anders handeln, und nach kurzer Zeit schlägt ihr tatsächlicher Charakter unweigerlich durch.

Das Tun und Lassen eines Menschen, betont der Buddha, kommt aus seinem Herzen. Es entspricht der Qualität seines Herzens. Begehren, Ärger, Zorn, Rücksichtslosigkeit oder gar Haß - sie bestimmen letztlich, was einer tut. Oder aber Rücksicht, Freundlichkeit, Mitempfinden, Zufriedenheit usw.

„Das ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. Die Faule war zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen kommen. Die Frau Holle führte sie auch zu dem Tor; als sie aber darunter stand, da ward anstatt des Goldes ein großer Kessel Pech ausgeschüttet. ‘Das ist zur Belohnung deiner Dienste', sagte die Frau Holle und schloß das Tor zu. Da kam die Faule heim, und sie war ganz mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen rief, als er sie sah: ‘Kikeriki: Unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie.' Das Pech blieb aber fest an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht abgehen."

 

* * *

 

Es ist ein großer Fehler der modernen Zivilisation, daß sie hauptsächlich auf das fixiert ist, was unmittelbar vor unseren Augen liegt. Aber letztlich genügt das niemandem. Es stellt uns nicht wirklich zufrieden und macht uns orientierungslos. Andererseits stellen einige Menschen immer wieder dieselben tiefen Fragen, weil sie sich nicht einfach mit den banalen Antworten ihrer Zeit abspeisen lassen: Gibt es eine andere Welt als die, die ich mit den Händen greifen kann? Gibt es eine Chance, diese Realität augenscheinlich zu erfahren? Welche existentiellen Gesetzmäßigkeiten gelten wirklich - neben denen der materiellen Welt?

Im Märchen ist davon die Rede, daß die beiden Schwestern in den Brunnen fallen, ohnmächtig werden und bald darauf in einer unbekannten Umgebung erwachen. Das Gehen durch das Tor zurück meint dasselbe. Beides ist die gleichnishafte Beschreibung dafür, daß eine gewohnte Art und Weise des Erlebens transzendiert wird. Eine andere Dimension der Realität, ein bisher verschlossener Erlebnisraum tut sich auf. Ein verändertes Ich findet sich in einer ungewohnten Umgebung vor.

Diese Kernaussage der Erzählung kann man aus einem buddhistischen Blickwinkel stichwortartig wie folgt zusammenfassen. Erstens: In dem Märchen von der Frau Holle ist das, was wir Transzendenz- oder Jenseitserfahrung nennen, als eine schlichte Selbstverständlichkeit beschrieben. Für Kinder, die Märchen noch vertrauter gegenüberstehen, sind die geschilderten Ereignisse im Gegensatz zu dem „normalen" Empfinden eines Erwachsenen keineswegs verwunderlich. Sie sind unmittelbar einleuchtend. „Diesseits" und „Jenseits" sind einfach vorhanden.

Diese beiden Dimensionen der Realität sind zweitens nicht völlig verschieden und von einander getrennt. Es ist offensichtlich möglich, zwischen ihnen zu „pendeln", also von der einen auf die andere Ebene zu gelangen. So wie auch die Bettfedern „dort" zu Schneeflocken „hier" werden.

Die dritte Feststellung des Märchens besagt, daß der Aufenthalt in keiner dieser Erlebniswelten von Dauer ist. Es findet vielmehr ein fortgesetzter Wechsel statt. Jede Daseinsform ist zeitlich begrenzt und bleibt aufs Ganze gesehen eine nur vorübergehende Episode des Lebens.

Ich möchte schließlich eine vierte Einsicht nennen, die uns vor Augen geführt wird: Unser eigenes Wirken, unser Denken, Reden und Handelns also, ist die Ursache dafür, welche Erlebnisse letztendlich auf uns zukommen. Das Außen spiegelt unser Wirken. Die Welt ist die Manifestation des Herzens und seiner Triebkräfte.

Ich erwähnte eingangs die in unserem Kulturkreis häufig vorherrschende Einstellung, daß Jenseitsvorstellungen eher etwas für Träumer und naive Menschen sind. Sie gelten als Phantasieprodukte, als Aberglaube und Ausdruck unbewußter Wünsche. Trotzdem läßt sich nicht leugnen, daß auch der profane Alltag manches kennt, was viel mit „Transzendenz" zu tun hat. Nur, daß wir das in diesen Fällen überhaupt nicht mit dergleichen in Verbindung bringen.

Denken wir einmal an Schlaf und Traum. Gehen wir beim Einschlafen nicht durch ein „Tor" und sehen uns danach oft mit einer völlig anderen, oft bizarren Realität konfrontiert. Sie erscheint uns in diesem Moment in ihrem Sosein dermaßen überzeugend, daß wir gar nicht anders können, als sie unzweifelhaft für gegeben zu nehmen. Tatsächlich ist alles zu diesem

Zeitpunkt ja auch wirklich. Wir finden uns in dieser Situation mit einer eigenen Individualität vor, denken, fühlen und handeln wie gewohnt als „Ich" und betreiben etwas, was mit dem irdischen Leben das eine Mal mehr und das andere Mal recht wenig zu tun hat. Natürlich endet auch jeder Traum, und wir kehren nach einer Zeit wieder zurück und denken uns gar nichts dabei. Zwischen Träumen und Wachen zu wechseln ist für uns nichts Außergewöhnliches. Nur betrachten wir das Phänomen nie unter der Perspektive von „Diesseits" und „Jenseits" oder „Immanenz" und „Transzendenz".

Weitere Beispiele lassen sich nennen: krankhafte Zustände etwa. Wenn jemand einen heftigen Fieberanfall hat, dann ist er ebenfalls mit irritierenden Erscheinungen konfrontiert, die sich vor seinen Augen auftun. Wer Drogen konsumiert, taucht urplötzlich in eine ganz ungewohnte Erlebnisdimension ein, die - gemessen an unserer tagtäglichen Erfahrungswelt - eine „jenseitige" ist. Sie transzendiert das Vertraute und Normale ganz erheblich.

Ich will schließlich ein letztes Thema ansprechen, das in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit gewonnen und entsprechend häufig die Medien beschäftigt hat: die sogenannte Nahtoderfahrung. Auf diesem Feld gibt es mittlerweile Tausende von Untersuchungen und Berichten. Sie schildern, wie ein Mensch durch Krankheit, Unfall oder eine akute Gefahrensituation in unmittelbare Todesnähe gekommen ist und sich plötzlich in eine Lage versetzt sieht, die er vorher nicht kannte und nicht einmal für möglich hielt. Das beinhaltet die außerkörperliche Begegnung mit „jenseitigen" Wesen ebenso wie die mit unbeschreiblichen Farben, Licht, Landschaften, Ereignissen, Gedanken und Gefühlen. Und - wie in unserem Märchen - gibt es wieder ein baldiges Zurück in den ursprünglichen Zustand. Medizinisch gesprochen die Reanimation, das Zurückholen des klinisch Toten in „die" Wirklichkeit.

Wenn man all das jetzt auf die Aussagen des Buddha bezieht, wird man eher verstehen können, was er über Jenseitserfahrungen lehrt. Es erscheint dann gar nicht mehr so abwegig und phantastisch. Doch hat er die Phänomene der Transzendenz weitaus umfassender und systematischer dargestellt und weitere Beispiele hinzugefügt. In den überlieferten kanonischen Texten ist an verschiedenen Stellen vom „himmlischen Gehör" die Rede. Es wird dort beschrieben, daß man nicht nur mit dem physischen Ohr die Töne hören kann, die sich gerade eben und in diesem Raum um uns ausbreiten. Man kann mittels eines besonderen, entwickelten Hörvermögens darüber hinaus selbst weit entfernte Geräusche und Worte wahrnehmen. Ja, sogar solche aus „überweltlichen" Daseinssphären.

Vergleichbares gilt für das, was der Buddha das „himmlische Auge" nennt. Es ist nach seinem Bekunden möglich, die Begrenztheit auch dieses physischen Sinnesorgans aufzuheben und Dinge, Wesen und Ereignisse wahrzunehmen, die dem normalen Auge verborgen bleiben, deren Existenz aber nichtsdestotrotz in allen Religionen verbürgt ist. Der Buddha hat vielfach versichert, er selbst sei in der Lage, zu jenseitigen Wesen Kontakt aufzunehmen und mit ihnen zu sprechen.

Schließlich hat der Erwachte auf die Tatsache hingewiesen, daß ein feinstofflicher Körper, über den alle Wesen verfügen und der mit allen Sinnesfähigkeiten ausgestattet ist, im Schlaf den grobstofflichen Körper verlassen, andere Existenzbereiche betreten und in ihnen agieren kann. Im irdischen Leben geschieht dies nur zeitweise, und zwischen beiden Körpern bleibt eine Verbindung bestehen. Wird sie unterbrochen, tritt der Tod ein und mit ihm eine Transzendierung ganz eigener und grundlegenderer Art. Von hier aus ist es nicht mehr allzu schwer, die Mitteilungen des Buddha über Tod, Fortexistenz und Wiedergeburt zu verstehen und in ein geschlossenes Weltbild einzuordnen. Auf vielen der angedeuteten Ebene kann man das Märchens von der Frau Holle interpretieren.

Es steht aus, zum Schluß noch einmal die zweite zentrale Aussage unseres Märchens herauszustellen. Wir haben das „Diesseits" und das „Jenseits" betrachtet und damit eine schon sehr erweiterte Vorstellung von der Realität gewonnen. Sie wird indessen noch vollständiger, wenn wir nun ein Daseinsgesetz näher kennenlernen, das in Indien schon in vorbuddhistischer Zeit unter dem Begriff „Karma" bekannt war: das Gesetz vom Handeln und dem Erleben, das aus den Handlungen erwächst.

Die Karmalehre spricht ebenfalls Menschheitsfragen an: Warum erlebe ich genau das, was ich erlebe, und nichts anderes? Warum habe ich die Eigenschaften, die ich besitze, und keine anderen? Warum unterscheiden sich die Menschen und ihr „Schicksal" voneinander? Im Märchen deutet sich dieser Komplex auf zwei Ebenen an. Wir sehen, daß unseren Hauptpersonen ganz Unterschiedliches widerfährt: Sie sind arm oder reich, werden anerkannt oder verachtet, sind schön oder häßlich, haben Glück oder Pech und so fort. Es zeigt sich andererseits, daß es auch recht unterschiedliche Verhaltensweisen der handelnden Personen gibt: Sie geben sich faul oder fleißig, sind rücksichtsvoll oder egoistisch, offen und ehrlich oder falsch. Die entscheidende Frage lautet: Gibt es einen Zusammenhang zwischen ihrem Tun und ihrem Erleben, zwischen ihren Handlungen und dem, was ihnen im Leben begegnet?

Die Kernaussage des Märchen ist eindeutig. Jedes Handeln hat bestimmte Folgen, und jedes Erleben hat bestimmte Ursachen. Genauer: Die Art und Weise unseres Wirkens bestimmt, was uns an Positivem oder Negativem widerfährt. Was von mir ausgeht, kehrt zurück. Die Welt ist ein Spiegel, und ich sehe ihn ihr mein eigenes Gesicht.

Die Erzählung von der Frau Holle macht in ihrer bildhaften Sprache zudem plausibel, daß die äußerlich sichtbaren Taten dabei gar nicht so entscheidend sind, sondern die Gesinnungen, die hinter ihnen wirken. Wenn ich - wie das Aschenputtel - gewährend bin, wohlwollend und hilfsbereit, wenn ich auf die Menschen zugehe, ihnen helfe und wohl gesonnen gegenübertrete, kann ich ganz sicher sein, daß sich die Welt mir gegenüber ebenfalls gewährend und von ihrer besten Seite zeigt. Das Symbol dafür ist das Gold, das für Reinheit, Reichtum, Glück und Fülle steht; für alle guten inneren und äußeren Qualitäten also, während das Pech das Unschöne, Unangenehme und Widerwärtige zum Ausdruck bringt - als Qualität des Herzens und der weltlichen Erscheinungen gleichermaßen.

Es heißt außerdem, daß das Mädchen das Pech nicht mehr los wurde, solange es lebte. Das deutet auf ihre verfestigte seelische Beschaffenheit hin, auf ihre bleibenden Wesenszüge. Normalerweise ändert sich ein Mensch in kurzer Zeit nicht von Grund auf, sondern eher langsam und schrittweise, so daß sein Charakter und seine Gewohnheiten ihn lange begleiten - sogar weit über sein jetziges Leben hinaus. Und dementsprechend muß sich auch das gestalten, was wir sein „Schicksal" nennen. Es bleibt ihm treu.

Was ich erlebe, ist also gar nichts Fremdes. Vielmehr ist das, was mir in der „Welt" entgegentritt, nichts anderes als ich selbst. So, wie ich jetzt bin oder wenigstens in der Vergangenheit war. Manchmal mag diese Einsicht schmerzlich sein, im ersten Moment wenigstens. Wenn man mit Gold überschüttet wird, fällt es einem leichter, sie zu akzeptieren. Aber wenn nun ein Kübel Pech über einen gegossen wird, dann klammert man sich eher an die Vorstellung, nicht verantwortlich dafür zu sein. Die anderen sind schuld. Das Märchen indessen sagt: nein, nein, Goldmarie und Pech-Marie, alles Schmerzliche und Beglückende hat seine Ursache. Und diese Gründe liegen bei Euch selbst.

Doch sollten wir nicht in eine Schwarz-Weiß-Malerei verfallen und den Sachverhalt allzu vereinfacht sehen. Selbst im Märchen liegen die Dinge nicht ganz so unkompliziert. Menschliches Erleben, und das sagt auch der Buddha, ist gemischtes Erleben. Mensch ist und wird man, eben weil man gute und schlechte Anlagen hat. Wenn man beides in sich vorfindet und aus beidem heraus handelt, denn wird das Ergebnis ebenfalls nicht einheitlich sein. Angenehmes und Unangenehmes, Glück und Leid, Positives und Negatives hält das Leben dann für uns bereit.

Genau so ist es im Märchen auch. Selbst für die Goldmarie ist nicht alles Gold in ihrem Leben. Denken wir nur daran, daß sie in ihrer Familie keineswegs geachtet und geliebt ist. Sie muß schwer arbeiten und ist eine Außenseiterin. Und für die Pechmarie gibt es umgekehrt trotz allem Lichtblicke. Wenigstens wird sie von ihrer Mutter umsorgt und gefördert, und auch die Frau Holle gibt ihr eine Chance.

Die Konsequenz von all dem? Für beide Mädchen - und uns alle - gibt es etwas ungemein Tröstliches und Ermutigendes. Wenn wir um die Daseinsgesetzlichkeit, die der Buddha Karma nennt, wissen und sie uns zunutze machen, dann kennen wir den unfehlbaren Weg, wie wir uns ganz sicher zu einer Goldmarie entwickeln können. Und weit darüber hinaus, wenn wir uns nicht nur die Lehren der Frau Holle zu eigen machen, sondern die des Buddha, die noch ungleich befreiendere Perspektiven eröffnet.

 


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