Eine Auswahl



 

Matthias Ennenbach
Einführung in die buddhistische Psychotherapie

Oberstdorf 2012 (Windpferd)
ISBN 978-3-86410-021-5
141 Seiten, Paperback, mit CD
EUR 16,95

Besprechung von Alfred Weil

Das Buch basiert auf dem begonnenen und vielversprechenden Dialog zwischen der westlichen Psychotherapie und den buddhistischen Lehren. Die „Allgegenwärtigkeit des Leidens“, die beide Disziplinen eng miteinander verbindet, steckt den Rahmen für das Verständnis und den praktischen Ansatz des Autors ab. Als Therapeut hat er besonders den konfliktbeladenen und krankmachenden Alltag im Auge und zeigt, wie sich mit ihm besser umgehen lässt. Die Lösung letzter existenzieller Fragen, die dem Buddhismus als Religion wesentlich ist, tritt entsprechend zurück.

Die Leserinnen und Leser werden mit „konkreten Schritten der Achtsamkeit“ ebenso vertraut gemacht wie etwa mit der heilsamen Rolle von „Mitgefühl“ und „Mikropausen“ in ihrem Tagesablauf. In geführten Meditationen zu den „Sechs Bereichen des Lebensrades“ werden sie auf Bewusstseinszustände aufmerksam, in denen Menschen zuhause sind und ihnen zugleich Probleme bereiten können. Nicht zuletzt finden die fünf ethischen Grundregeln des Buddhismus Eingang die Psychotherapie.

Auch dem medizinisch und psychologisch nicht geschulten Leser werden Zusammenhänge klar, und er lernt konkrete Alternativen des Denkens und Handeln kennen. In zehn Übungen – zugleich auf eine beiliegende CD gesprochen – kann das Gelesene unmittelbar überprüft bzw. erprobt werden.

Um den zahlreichen Anregungen des Buches zu folgen, muss niemand eine neue Religion annehmen. Aber mancher mag es auch als eine Einladung verstehen, tiefer in die Weisheit des Buddha einzudringen.

Für Psychologie Heute – Juni 2013

 


 


 

Hellmut Hecker
Der Heilsweg des Erwachten

Stammbach 2012 (Beyerlein & Steinschulte)
ISBN 978-3-931095-86-4
504 Seiten, Paperback
EUR 25,00

„Der Heilsweg des Erwachten" beschreibt wie kaum eine andere Arbeit in deutscher Sprache derartig breit gefächert und facettenreich die spirituelle Praxis des ursprünglichen Buddhismus. Der von dem Buddha als Vierte Edle Wahrheit verkündete Achtfache Pfad ist der rote Faden, an dem entlang der Autor eine bemerkenswerte Fülle von Stoff aufbereitet. Einführend werden wir vertraut gemacht mit den Grundlagen des Buddhismus - Buddha, Dhamma und Sangha - und lesen auf den letzten Seiten des Buches alles Wichtige über das alles überragende Ziel - Nirvana. Die insgesamt 70 Kapitel lassen nichts aus, was die Leserinnen und den Leser über die drei Übungsschwerpunkte auf dem Weg dahin - Wissen, ethisches Handeln und Herzensläuterung - sowie deren beiden Früchte - erfahrene Weisheit und Befreiung - wissenswert ist.

Als exzellenter Kenner nicht nur der christlichen Mystik zeigt der Autor immer wieder erhellende Parallelen in den anderen Religionen und verweist damit auf den universellen Wahrheitsgehalt aller großen Weisheitslehren. Er stellt aber auch die Einzigartigkeit der buddhistischen Lehre heraus - eben das, „was den Erwachten eigentümlich ist" und in keiner Religion oder Weltanschauung sonst zu finden ist: das Transzendieren alles Gewordenen und Bedingten, das Übersteigen der jeder Erfahrung.

Die Lektüre lässt die beispiellose Tiefe und das kaum auslotbare Freiheitspotenzial der Wahrheiten des Buddha ahnen - in Kontrast zu dem allgemeinen Trend der Verflachung und Banalisierung buddhistischer Anschauungen und Übungen. Die differenzierten und nuancierten Betrachtungen Hellmuth Heckers machen auch die Genialität des Buddha als Lehrer erkennbar. Dem Leser wird in dem Buch einsichtig, wie konsequent der empfohlene Übungsweg konzipiert und wie feinsinnig die einzelnen Schritte aufeinander bezogen sind. Und wohin diese Praxis führt: zum endgültigen und vollständigen Aufhören von Leiden und Unzulänglichkeit.

Die vielen Verweise auf den Palikanon, die älteste umfassende Sammlung des Buddhawortes, stellen die Arbeit auf ein verlässliches Fundament und ermöglichen dem Interessierten ein vertiefendes Studium anhand der Quellen.

Hellmuth Hecker schloss seine Arbeit 1977 ab, vervielfältigte sie aber nur in kleiner Auflage für einen interessierten Kreis von Freunden. Es hat fast vier Jahrzehnte gedauert, bis jetzt ein Buch daraus geworden ist. Das eine oder andere würde der Autor heute vermutlich anders formulieren, gelegentlich andere Begriffe wählen oder Akzente anders setzen. Wegen seines fortgeschrittenen Alters und seines gesundheitlichen Zustandes war jedoch eine eigenhändige Überarbeitung nicht mehr möglich. Deshalb hat sich der Verlag entschlossen, das Werk in seiner ursprünglichen Fassung herauszugeben, wenn man von der Textgestaltung und kleineren redaktionellen Anpassungen absieht. Das vorliegende Buch ist damit so etwas wie ein historisches Dokument, das aber bezüglich seiner zeitlosen Botschaft und der vermittelten Wahrheiten nichts an Wert eingebüßt hat.

Für Buddhismus aktuell 2/2013

 


 



 

Rupert Sheldrake
Der Wissenschaftswahn

München 2012 (O.W. Barth)
ISBN 978-3-426-29210-5
491 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EUR 24,99

Hart geht er mit seinen Wissenschaftskollegen ins Gericht, der international renommierte Biologe Rupert Sheldrake. In seinem neuen inhaltsreichen Buch will er zeigen, „warum der Materialismus ausgedient hat", so auch der Untertitel. In den ersten zehn von insgesamt zwölf Kapiteln hinterfragt er kritisch die zentralen Dogmen des seines Urteils nach dominierenden, aber überholten materialistischen Weltbildes. Ob die Natur tatsächlich mechanistisch funktioniert, bezweifelt er. Auch, dass die Natur gänzlich ohne Absichten und Zwecke und die biologische Vererbung ausschließlich materieller Natur ist. Sheldrake verwirft genauso die gängigen Behauptungen, dass Geist nur im Gehirn existiert, Erinnerungen als materielle Spuren gespeichert werden und paranormale Phänomene lediglich auf Einbildungen beruhen.

Gerne erkennt der Autor die großen praktischen Erfolge an, die die Naturwissenschaften in ihrem „Nahbereich" zu verzeichnen haben. Die Errungenschaften von Technik, Chemie und Medizin haben das Leben der Menschen revolutioniert und einen bisher nicht gekannten Stand der Zivilisation ermöglicht. Aber das damit einhergehende Weltbild, so Sheldrake, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein „anfechtbares Glaubenssystem" und die so oft betonte Objektivität der Wissenschaften als Illusion. Viele ihrer als gesichert geltenden Erkenntnisse bleiben unbewiesene Annahmen. Das gilt vor allem für die Rolle der Materie, der eine an der Physik orientierte Denkweise als primär existent den absoluten Vorrang einräumt. Der Mensch wird aus dieser Perspektive zur Maschine, Kenntnisse über das Gehirn gerieren sich als Kenntnisse über das Bewusstsein, Geist verkommt zum Abfallprodukt materieller Prozesse.

Bei der anregenden Lektüre wird allerdings deutlich, dass die Naturwissenschaften keineswegs ein homogenes Gebilde darstellen, sondern im Laufe ihrer Geschichte schon viele Wandlungen und Positionswechsel durchlaufen haben. Für Sheldrake ist die Zeit eines erneuten Wandels gegeben, zumal noch vor kurzem als Zukunftswissenschaften hoch gehandelte Disziplinen wie etwa Biowissenschaften (Genforschung/Gentechnologie) nur noch Unsummen verschlingen, ohne die in sie gesetzten Hoffnungen auch nur annähernd zu erfüllen.

Morphische Resonanz, gestaffelte Ganzheiten und lebendige Organismen sind Kernbegriffe, mit denen Sheldrake die Realität adäquater erfassen will. In seinem Ansatz spielen den acuh subjektive Momente, Zielorientierung und die Lebendigkeit jenseits geistloser Stofflichkeit eine wesentliche Rolle. Eine wiedergewonnene Offenheit, angemessene Skepsis und erweiterte Fragestellungen, lesen wir, könnten die Naturwissenschaften aus einer dogmatischen Selbstblockade herausführen. Wenn Sheldrake im letzten Kapitel über deren Zukunft nachdenkt, fallen auch Stichworte wie „Von anderen Kulturen lernen" und „Neue Dialoge mit den Religionen". Er verweist dabei (allerdings eher am Rande) auf die indischen Karmalehren und fühlt sich an einer Stelle sogar an „die buddhistischen Lehren vom ‚abhängigen Entstehen‘" erinnert. Nun, ein intensiver Dialog mit dem Buddhismus könnte sicher seine weiteren Forschungen inspirieren.

In: Buddhismus aktuell Nr. 1/2013

 


 

 


 

Analayo
Der direkte Weg. Satipatthana

Herrnschrot 2010 (Beyerlein & Steinschulte)
ISBN 978-3-931095-11-6
360 Seiten, Paperback
EUR 22,00 

Besprechung von Alfred Weil

Die Erwartungen, die man an dieses Buch stellen darf, sind hoch. Mit Recht, denn der Verfasser bringt gute Voraussetzungen für eine fundierte Darstellung mit. Zum einen schreibt Bhikkhu Analayo über die Satipatthana als „Insider". Als Mönch, er wurde 1995 in Sri Lanka ordiniert, lässt er sich über einen Gegenstand aus, den er aus der eigenen meditativen Praxis kennt. Zum anderen geht er die Thematik mit wissenschaftlichem Anspruch an, denn eine im Jahr 2000 an der Universität Peradeniya vorgelegte Dissertation bildet die Grundlage für das jetzt vorliegende Buch.

Die Veröffentlichung beschreibt eine der zentralen, auf den Buddha zurückgehenden Meditationsmethoden, die auf eine umfassende Schulung der Achtsamkeit (sati) zielt. Angewendet auf deren vier Betrachtungsgegenstände - „Körper", „Gefühle", „Geist" und „Dhammas" - ist diese Form der Meditation für den Praktizierenden „der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zum Beenden von dukkha ... zur Verwirklichung von Nibbana." Die Darstellung beinhaltet eine umfassende und detaillierte Textanalyse des in der Theravada-Tradition ebenso berühmten wie geschätzten Satipatthana Sutta (Majjhima Nikaya 10), dessen Übersetzung am Anfang des Buches zu finden ist. Dem Suttentext Schritt für Schritt folgend, aber mit verschiedenen aufschlussreichen Exkursen, breitet der Autor sein Verständnis in fünfzehn Kapiteln facetten- und kenntnisreich aus.

In einer wichtigen, aber kontrovers diskutierten Frage bezieht der Autor überraschend eindeutig Stellung: Wer kann und soll Satipatthana praktizieren? Bhikkhu Analayos Argumentation und Zitierweise erwecken den Eindruck, dass diese Meditationsform eine Art „Jedermann-Übung" ist, die auch für Neulinge und Anfänger geeignet ist (vgl. besonders S. 301). Ein Beleg dafür findet sich meiner Einschätzung nach in den Quellentexten aber nicht, die Satipatthana generell als eine „Fortgeschrittenen-Übung" ausweisen (vgl. Digha Nikaya 2 uva.). Und in Bezug auf „Laien", Menschen mit Beruf und Familie also, wird Satipatthana nur in Ausnahmefällen (im Sinne einer „gelegentlichen Übung") erwähnt und empfohlen lediglich unter ganz besonderen Voraussetzungen (vgl. Majjhima Nikaya 51 und Samyutta Nikaya 47,29).

Das Buch von Bhikkhu Anayalo bietet eine große Fülle an thematischen Aspekten und Praxishinweisen. Für die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema stellt es eine wahre Fundgrube von Belegstellen dar, die allerdings nur auf Paliquellen und nicht auf deutsche Übersetzungen verweisen. Für die Übersetzung und das sehr sorgfältige Lektorat zeichnen Ilse Maria Bruckner und Siegfried C. A. Fay verantwortlich.


Buddhismus aktuell 1/2011


 

 


 

Hellmuth Hecker
Erhellung von Tugend und Herz. Schönheit in der Lehre des Buddha
Herrnschrot 2009 (Beyerlein & Steinschulte)
ISBN 978-3-931095-79-6
278 Seiten, Paperback
EUR 15,00 

Vermutlich muss man lange nach einem Buch über die „karmische Ästhetik der Lehre des Buddha" suchen, wenn man überhaupt fündig wird. Hellmuth Hecker hat ein solches Buch vorgelegt. Allerdings keines, in dem es um Schönheit im Sinne der Kunst geht, wie man vielleicht aus dem Untertitel herauslesen möchte. Schönheit hat für Hecker eine genuin spirituelle Dimension, die seiner Einschätzung nach heute auch in buddhistischen Kreisen nicht (mehr) die gebührende Beachtung findet. Ihm geht es um die „innere Schönheit", die mit der „Reinheit des Herzens" entsteht.

Wenn man die buddhistische Praxis als einen Dreischritt von ethischem Verhalten, (meditativer) Sammlung und Weisheit begreift, ist die Darstellung Heckers auf deren Mitte bezogen. Er beschreibt ausführlich den karmischen Zusammenhang zwischen dem Bemühen um ein weniger egozentrisches Verhalten und der damit einhergehenden inneren Wandlung eines Menschen. „Tugend (ist) der einzige Weg, um zu einer Erhellung außen und innen zu kommen", so der Autor in seiner Vorbemerkung. Wenn ethisches Verhalten nicht nur der Verzicht des Schädigens anderer im äußerlich sichtbaren Handeln meint, sondern darüber hinaus die Motivation von universellem Wohlwollen, Güte und Freundlichkeit, wird der Zusammenhang einsehbar: Wer eine solche Einstellung hat und entfaltet, der wird innerlich schön. Schön im eigentlichen Sinn. Und diese „seelische" Schönheit spiegelt sich durch die karmische Gesetzmäßigkeit früher oder später auch in ansprechenden, ästhetischen Formen in der Umwelt wieder.

In dem Buch erfahren die Leserinnen und Leser zunächst Wissenswertes über die Problematik von „Dunkel und Hell in der Psyche", die in den Lehrreden des Erwachten nach Hecker eine herausragende Stellung einnimmt. Der zweite Teil beleuchtet dann Schönheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln: „Was ist schön und wer ist schön in den Lehrreden?" - „Schönheit, Gold und der Buddha" - „Schönheit durch allgemeine Tugend" - „Schönheit und Kunst" - Schönheit und Natur" lauten entsprechende Kapitelüberschriften. Natürlich bleibt auch das „Unschöne" in dieser Analyse nicht ausgespart. Ihm widmet sich der Autor im dritten Teil.

Da Hellmuth Hecker wie kaum jemand hierzulande den Palikanon kennt, hat er mühelos ungezählte Textstellen zusammengetragen, auf deren Grundlage er ein überaus differenziertes Bild entwirft. Immer wieder arbeitet er feinste Bedeutungsnuancen der einschlägigen Begriffe heraus und verdeutlicht den engen Zusammenhang von Sprache und existenziellen Gegebenheiten. Heckers Arbeit spricht Leser an, die die Lehren des Buddha in ihren vielfältigen Facetten kennenlernen wollen und für die auch Details wichtig sind. Sie arbeitet Hecker am Beispiel von Schönheit ebenso umfassend wie akribisch heraus.

Buddhismus aktuell 4/2009



 

 

  

Bhikkhu Nanananda
Konzept und Realität im frühbuddhistischen Gedankengut
München 2009 (BGM)
ISBN - / -
198 Seiten, Paperback
Dhamma-Dana

 


Gut Ding will Weile haben, heißt es bekanntlich. Nun, in diesem Fall dauerte es vierzig Jahre, bis das Buch des bekannten früheren Universitätsgelehrten und späteren Mönchs Nanananda seinen Weg aus Sri Lanka nach Deutschland gefunden hat. Die Buddhistische Gesellschaft München (BGM) hat ‚Konzept und Realität' im Rahmen ihres Dhamma-Dana-Projektes herausgegeben. Übersetzt haben es der ehrw. Pannadhamma Bhikkhu und Andreas Hubig.
Den thematischen Rahmen des Buches gibt die Anatta-Lehre vor, und der Autor analysiert akribisch einen ihrer zentralen Aspekte: die Natur von Konzepten. Nanananda geht es darum, die Tatsache der Konzeptualisierung von Realität und die ihr innewohnende Dynamik aufzuzeigen. Er nimmt für sich den Versuch einer „Neueinschätzung des gesamten Problems" in Anspruch und betont, dass seine Schlussfolgerungen „nicht immer im Einklang mit der traditionellen Lehrauffassung oder anderen anerkannten Interpretationen" stehen. (S. 4)

Zwei Schlüsselbegriffe leiten Nanananda: papanca und papanca-sanna-sankha. Für ihn bedeutet papanca die Eigenschaft des Denkens, eine einmal begonnene geistige Auseinandersetzung mit einem Gegenstand immer mehr auszuweiten und zu vervielfältigen. Denken löst sich von seinem ursprünglichen Gegenstand, verselbständigt sich und verschleiert damit die Realität. (S. 14/15) Papanca-sanna-sankha wiederum beschreibt das Ergebnis dieser „begrifflich ausufernden Tendenz des Geistes": die Herausbildung von „Konzepten", „Bezeichnungen" bzw. „linguistischen Konventionen", die schnell an die Stelle erfahrbarer Wirklichkeit treten. (S. 15/16) Konzepte erhalten auf diese Weise gleichsam objektiven Charakter und überwältigen den (unbelehrten) Menschen; nicht zuletzt aufgrund der Sprache, die als symbolisches Medium „im Wesentlichen eine öffentliche Qualität" besitzt. (S. 17)
In diesen Zusammenhang von herausragender Bedeutung ist das „Etikett ‚Ich'" als eine „bequeme Erfindung" des Denkens und ebenfalls ein Ergebnis von papanca. Gerade die Ich-Vorstellung charakterisiert Nanananda als eine gedankliche Erweiterung, die den Tatsachen nicht entspricht. (S. 23)

Seine Grundgedanken zu papanca ergänzt der Autor in weiteren Kapiteln mit Überlegungen u.a. über „Papanca und Sinneswahrnehmung", die „Drei Arten des Wucherns von Gedanken und Konzepten ", die „Fesseln von Konzepten". Er stellt schließlich sein eigenes Verständnis dem der Kommentare, des Mahayana, des Vedanta und moderner Interpreten gegenüber. Stets belegt der Autor seine Thesen mit entsprechenden Passagen aus dem Pali-Kanon (in Pali mit deutscher Übersetzung).

Der Leser hat es nicht mit einer leichten und eingängigen Lektüre zu tun, aber mit 198 Seiten, die es in sich haben. Auch beim Lesen will gut Ding Weile haben ...


Buddhismus aktuell 3/2009


 

  

Bhikkhu Bodhi
In den Worten des Buddha
Stammbach/Herrnschrot 2008
Beyerlein & Steinschulte
ISBN 978-3-931095-78-9
428 Seiten, Paperback
EUR 24,80

 


„Lust auf Lehrreden" macht dieses Buch des amerikanischen Theravada-Mönches Bhikkhu Bodhi, wenn man sie noch nicht haben sollte. Der Autor, der zu Recht einen internationalen Ruf genießt, zeichnet die Lehren des frühen Buddhismus „In den Worten des Buddha" nach. Und das neue Werk tut viel, um die nicht selten verspürte Kluft zwischen dem „O-Ton Buddha" und der heutigen Sprache bzw. unserem Verständnis zu schließen.

Das hat mehrere Gründe. Bhikkhu Bodhi hat aus der vielfältigen und umfangreichen Überlieferung des Pali-Kanon eine überzeugende und repräsentative Auswahl von Sutten bzw. Auszügen zusammengestellt und sie zeitgemäß neu übersetzt. Er hat sie so geordnet, dass vor den Augen der Leserinnen und Leser ein klar gegliedertes und übersichtliches Gesamtbild der buddhistischen Sichtweisen entsteht. Besonderen Wert legt der Autor darauf, eine ganze Breite von Themen und die gern übersehene Tiefe buddhistischer Spiritualität auszuloten. Natürlich wird die Frage beantwortet, wie sich unser Leben hier und jetzt zum Besseren verändern kann. Die vorgestellten Texte lenken unseren Blick aber auch auf „künftige Leben" und - vor allem - stellen sie den Buddha-Dhamma als einen einmaligen Weg zur völligen und endgültigen Befreiung vor.

Das Buch beginnt mit der Beschreibung der „existenziellen Situation des Menschen" und bringt uns dann die Person des Erwachten selbst - den „Bringer des Lichts" - näher. In den folgenden Kapiteln werden u.a. behandelt: „Das noch zu Lebzeiten sichtbare Glück", „Der Weg zu einer glücklichen Wiedergeburt", „Der Weg der Befreiung", „Die Meisterung des Geistes", „Das Licht der Weisheit scheinen lassen".

Bhikkhu Bodhi hilft seinen Leserinnen und Lesern auf vielfältige Weise, die Worte des Buddha zu erschließen und verständlich werden zu lassen. So beginnt jedes Kapitel mit einer eingehenden thematischen Einführung, die die wichtigsten Quellentexte stichwortartig vorstellt und in den Zusammenhang stellt. Die zitierten Lehrreden selbst sind noch einmal mit zahlreichen Anmerkungen versehen, die dem Interessierten weitere wissenswerte Detailinformationen geben.

Wer Klarheit liebt, Überblick sucht, sich nicht mit buddhistischem Allerweltswissen zufrieden gibt, sondern sich ein fundiertes Wissen aneignen oder es vertiefen will und Verlässlichkeit in der Sache zu schätzen weiß, macht mit dieser Anthologie einen ausgezeichneten Griff. Aus dem Amerikanischen übersetzt hat das Buch Andreas Hubig, es mit einem Vorwort versehen der Dalai Lama. „In den Worten des Buddha" ist ein Buch, das man in seiner Nähe behalten sollte: zum Nachlesen und Nachschlagen, zum Kontemplieren und Vertiefen.

Buddhismus aktuell 2/2009


 

  

Sangharakshita
Die drei Juwelen. Ideale des Buddhismus
Essen 2007
do evolution
ISBN 978-3-929447-21-7
324 Seiten, Paperback
EUR 22,00

 

Sie kennen sich mit dem Buddhismus schon recht gut aus? Dann sollten Sie dieses Buch lesen. Sie wissen noch wenig? Dann sollten Sie dieses Buch ebenfalls lesen. In beiden Fällen nämlich kommen Sie mit den „drei Juwelen" auf ihre Kosten, denn Sangharakshita hat mit diesem Titel eine beachtenswerte Einführung und zugleich eine übersichtliche und anspruchsvolle Zusammenschau buddhistischer Theorie und Praxis geschrieben.
Für seine Darstellung hat der Autor das leuchtende Dreigestirn gewählt, zu dem BuddhistInnen gerne aufblicken und an dem sie sich orientieren: Buddha, Dharma und Sangha. In diesen „drei Juwelen" lernt der Leser den unschätzbaren Wert der buddhistischen Spiritualität mit ihrem facettenreichen Farbenspiel und ihren unterschiedlichen Fassungen kennen. Dieselben drei Kostbarkeiten stehen zugleich für die innere Einheit des Buddhismus, auf der die Darlegung Sangharakshitas beruht.

Relativ knapp zeichnet der britische Autor den Lebensweg des Erwachten nach. Auf rund 40 Seiten erfahren wir Wissenswertes über die Geschichte des „historischen Menschen", über seinen Weg als Bodhisattva, über „idealisierte Überhöhungen" mancher gängiger Darstellungen und über „philosophische Interpretationen" der Biografie des Erwachten. Auch das „legendenhafte Material" zur Person Siddhartha Gautamas wird angesprochen.
Der Hauptteil des Buches ist dem Dharma, den Lehren des Buddha gewidmet. Sangharakshita beleuchtet hier u.a. die verschiedenen „Zugänge zum Buddhismus", das „Wesen des Dharma", die buddhistische „Kosmologie" und die Bedeutung von „Karma". Er beantwortet die grundlegenden Fragen nach dem „Wesen der Existenz" oder der „menschlichen Lebenssituation" und erläutert als praktische Konsequenz daraus die „Stufen des Pfades" und dessen „Ziel".

Der dritte Teil rückt die buddhistische Gemeinschaft in den Mittelpunkt, die in ihrer ganzen Vielschichtigkeit aufgezeigt wird. Nach Sangharakshita deckt der Begriff Sangha drei Hauptbedeutungen: er bezeichnet eine „spirituelle Elite" (die Edlen, Verwirklichten), eine „geistige Körperschaft" (den Mönchs- und der Nonnenorden) und die „ganze Gemeinschaft von Gläubigen" (alle ordinierten und nicht-ordinierten AnhängerInnen).

„Die drei Juwelen" sind ein sehr ambitioniertes Buch, das den Leser fordert, aber ihm dafür auch eine große Fülle interessanter und tiefer Einblicke vermittelt. In wohl proportionierten Kapiteln und in einer verständlichen Sprache fächert der Autor sein breites und fundiertes Wissen auf. Dank des klaren Aufbaus und der Stringenz der Ausführungen kann der Leser den roten Faden leicht im Blick behalten und die vielen Details gut einordnen. Der Autor scheut auch kritische Anmerkungen zu Fehlentwicklungen und Defiziten in der buddhistischen Tradition nicht.

Das lange vergriffene Werk (erstmals 1967 erschienen) wurde von Dhammaloka völlig neu ins Deutsche übersetzt. Er hat dankenswerterweise auch die zahlreichen Anmerkungen und Literaturhinweise angepasst und aktualisiert. 

Buddhismus aktuell 4/2008


  

BGM-Studiengruppe
Opanayiko II. Ein Lehrer der Tat
München 2008 (BGM)
ISBN - / -
356 Seiten, Paperback
EUR 16,80 (Herstellungskosten)

 

Ein zweites gewichtiges Buch der BGM-Studiengruppe, dessen Texte „hinführend" (opanayiko) sind. Wohin? Zur Befreiung, zur Erlösung, zum Nirvana! Der Untertitel verrät, unter welchem Vorzeichen diesmal die Quellentexte aus dem Palikanon ausgesucht und aufbereitet wurden: Die Herausgeber stellen den Buddha als „Lehrer der Tat" vor und rücken damit das Thema „Karma" in den Mittelpunkt.

Die Besonderheit der buddhistischen Karma-Lehre umreißt der ehrwürdige Buddhadasa in einem Einführungstext sinngemäß so: Religiöse Traditionen empfehlen, ethisch unangemessenes Handeln aufzugeben und sich stattdessen moralisch einwandfrei zu verhalten. Doch „das Böse zu lassen und das Gute zu tun" ist bei weitem nicht genug. Aus buddhistischer Sicht geht es darum, letztlich auch über das Gute hinauszuwachsen und damit über jedes Handeln, das noch karmische Folgen zeitigt.

Um das genauer zu verstehen, ist der Leser eingeladen, nacheinander drei Schritte zu gehen. Das Buch beschreibt zunächst Karma als ein universelles Daseinsgesetz: Handeln und Erleben sind wie Saat und Ernte. Was du in die Welt schickst, kehrt zu dir zurück, Heilsames wie Unheilsames. Der zweite Teil fragt folgerichtig nach den praktischen Konsequenzen hieraus und wendet sich ethischen Fragen zu: Was soll man tun und was besser lassen? Wie handele ich zu meinem eigenen Wohl und dem aller anderen? Schließlich kommt es darauf an, nach diesen zentralen, aber noch immer relativen Wahrheiten die tiefsten Aussagen des Erwachten kennen zu lernen: Welche Kräfte sind es denn, die immer wieder „Ich" und „Welt" und damit leidvolle Erfahrungen erscheinen lassen? Und wie ist ein Ende des Daseinskreislaufs, wie ist Freiheit möglich?
Zu den drei Schwerpunkten des Buches haben die Herausgeber je einen zentralen Text ausgewählt: Majjhima Nikaya 136, Digha Nikaya 31, Majjhima Nikaya 2. Sie werden durch viele weitere - kürzere und längere - Suttentexte ergänzt, die uns mit zahlreichen Einzelaspekten vertraut machen und die differenzierte Darstellung abrunden.

Einführende Texte von Ajahn Buddhadasa und Ajahn Lee Dhammadharo erleichtern das Verständnis der drei Schwerpunkte. Hinzu kommen wenige eher und zurückhaltende Erläuterungen und Kommentare der Herausgeber selbst. Sie wollen zur weiteren Reflexion anregen und zugleich auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam machen: zwischen den authentischen Quellentexten mit ihren verlässlichen Aussagen und den Interpretationsspielräumen, die sich aus ihnen durchaus ergeben; z.B. bei der zentralen Frage, ob der Buddha tatsächlich „Karma den Platz von nur einer der die Erlebnisqualität bestimmenden Gesetzmäßigkeiten zuwies" (S. 102).

Opanayika II ist ein wertvolles Studien- und Nachschlagewerk. Für Anfänger dürfte es eher eine Herausforderung sein, aber für jeden, der sich gründlich mit der Thematik auseinandersetzen möchte, ist das Buch eine überreiche Fundgrube und eine sehr willkommene Hilfe. Auf Spendenbasis; Kontakt/Bestellungen: bgm@buddhismus-muenchen.de

Buddhismus aktuell 4/2008  


 

  

Julius Dutoit (Übers.)
Buddhistische Wiedergeburtsgeschichten. Jataka
Stammbach-Herrnschrot 2007
Beyerlein & Steinschulte
145,00 EUR
Ca. 2.400 Seiten (3 Bde., kartoniert, A 4-Format)
ISBN 978-3-931-095-66-6

Wenn Sie den werdenden Buddha einmal als Vogel oder Schildkröte erleben wollen, wenn Sie ihn als Brahmanensohn, als Einsiedler, als Kaufmann oder als Baumgottheit kennen lernen möchten, dann müssen Sie die Jataka lesen. In dieser Sammlung von insgesamt 547 Geschichten aus den früheren Leben des Erwachten finden wir ihn in all diesen und in vielen anderen Rollen. Immer sind es seine Lebensklugheit und Ehrlichkeit, seine Gebefreudigkeit und Hilfsbereitschaft, seine Bescheidenheit und Aufopferungsfähigkeit, mit denen sich der Bodhisatta auszeichnet. Diese moralische Integrität und die ebenso lebensnah wie tiefgründige Weisheit sind es, die ihn am Ende ungezählter Wiedergeburten zum Buddha, dem Erwachten, dem großen Menschheitslehrer haben werden lassen.Die Jataka sind in den Ländern des ursprünglichen Buddhismus ebenso bekannt wie geschätzt. Ihre zahlreichen Tier-, Kaufmanns- und Seefahrergeschichten, ihre Erzählungen über Könige und Gauner, über Brahmanen und Einsiedler, über Handwerker und übermenschliche Wesen sind ein getreuer Spiegel der Buntheit und der Vielfalt des menschlichen Lebens mit seinen Glücksfällen und Gefahren. Unterhaltsam und anschaulich machen uns die Jataka mit den Grundzügen der buddhistischen Ethik vertraut. Sie sprechen vom Wert der Großzügigkeit und der Aufrichtigkeit und machen sich stark für Güte und Mitempfinden. Sie schildern die Verbundenheit von Diesseits und Jenseits und sie betonen die Wirksamkeit des Karma-Gesetzes.In den Palikanon haben die Jataka als Teil der Kürzeren Sammlung Eingang gefunden, wobei allerdings nur die in ihnen vorkommenden Verse als kanonisch (Buddhawort) gelten. Die Herausgabe der ersten deutschen Gesamtausgabe zu Beginn des letzten Jahrhunderts war eine ganz beachtliche Leistung. Von 1908 bis 1921 dauerte es, bis alle sieben Bände in der Übersetzung des Gymnasialprofessors Julius Dutoit erscheinen konnten. Es ist begrüßenswert, dass der Verlag Beyerlein & Steinschulte das lange vergriffene Werk nach mehr als achtzig Jahren - mit einer ausführlichen Einleitung von Dr. Hellmuth Hecker versehen - der Öffentlichkeit wieder vollständig zugänglich macht. Es ist zu wünschen, dass es eine breite Leserschaft findet und die buddhistische Gedankenwelt auch über die literarische Form der Wiedergeburtsgeschichten bekannt wird. Besonders Kindern und Heranwachsenden könnten sie einen ungezwungenen und angenehmen Zugang ermöglichen.

Buddhismus aktuell 2/2008


 

   

Michael von Brück

Ewiges Leben oder Wiedergeburt?
Freiburg 2007
Herder
19,90 €, 380 Seiten
ISBN 978-3-451-29599-7

 

 

In seiner Studie packt Michael von Brück ein Thema an, das zum Kernbereich jeder Religion zählt. Ihn interessieren, so der Untertitel des Buches, „Sterben, Tod und Jenseitshoffnung in europäischen und asiatischen Kulturen". Dabei werden im Wesentlichen die Antworten des Christentums, des Hinduismus und des Buddhismus vorgestellt. In drei Abschnitten - „Der Mythos", „Der Ritus" und „Das Geheimnis als Hoffnung" - eröffnet von Brück eine große Bandbreite von Perspektiven auf ebenso fesselnde wie existenziell berührende Fragen. Er will dem Leser vermitteln, welche Vorstellungen über Vergänglichkeit und Dauer des Lebens in den unterschiedlichen spirituellen Traditionen zu finden sind, welche Formen des rituellen Umgangs mit Trauer und Abschied sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben und worauf sich die Hoffnungen der Menschen angesichts des Todes gründen. Dabei richtet sich der Blick des namhaften Religionswissenschaftlers auf die Mythen der Griechen, auf die Renaissance und die Aufklärung ebenso wie auf die jüngsten Entwicklungen in der abendländischen Kultur. Daneben stehen differenzierte Betrachtungen über das frühe Samkhya-System und den Vedanta Indiens wie über Sichtweisen und Praxis des Buddhismus.Das Buch bietet insgesamt eine Vielzahl wissenswerter Details und einen facettenreichen Überblick zum Thema. Schade ist, dass- wie so häufig und wie selbstverständlich - der tibetische Buddhismus faktisch mit „dem" Buddhismus identifiziert wird und die Aussagen des (historischen) Buddha (fast) nicht vorkommen. Dass die zahlreichen und mannigfaltigen Ausführungen der ursprünglichen Lehren des Erwachten gerade zu diesem Thema ausgespart bleiben, ist ein Manko. Und die Behauptung „Der Buddha selbst hat die Fragen nach einem ‚Jenseits' des Todes als irrelevant für den Heilsweg zurückgewiesen" (S. 101), kann so nicht stehen bleiben. Das Wissen um Tod, Fortexistenz in unterschiedlichen Daseinsbereichen und Karma gehört nicht zu den „letzten" und endgültig befreienden Wahrheiten des Buddha, aber als vorbereitende Lehren bedeuten sie gerade für den materialistisch geprägten Menschen von heute einen wichtigen Schritt, um sein enges und oft falsches Weltbild zu relativieren. Dennoch: Das Buch von Brücks bietet reichhaltiges Material und fundierte Anstöße für den interreligiösen Dialog zu einem zentralen menschlichen Anliegen.

Buddhismus aktuell 1/2008


 

  

U Ko Lay
Führer zum Tipitaka
München 2007
DBU/Theravadanetz
Spende/Dana
236 Seiten
ISBN 978-3-9804620-7-5

Es war schon eine wahre Fleißaufgabe, die U Ko Lay bereits in den Achtziger Jahren auf sich genommen hat: den „Dreikorb" (Tipitaka/Palikanon), auf den sich der Theravada beruft, zu umreißen und den Inhalt der zahllosen Lehrtexte zu skizzieren.Der erste Abschnitt ist dem Vinaya gewidmet, der Sammlung von Texten also, die von den Ordensregeln und ihrer Entstehung sowie vom Umgang mit Verstößen berichten. Auf rund 30 Seiten fasst der Autor die Essenz der fünf Bücher des Vinaya zusammen.Das umfangreiche Herzstück des Buches stellt eine Kurzdarstellung jeder der 34 Lehrreden des Buddha aus der Längeren Sammlung (Digha Nikaya) und der 152 der Mittleren Sammlung (Majjhima Nikaya) dar. Ihnen folgt eine Übersicht über die weiteren Sammlungen des Suttanta Pitaka (Korb der Lehrreden), von denen aber nur der Tenor angegeben bzw. einzelne Sutten exemplarisch vorgestellt werden können. Der Grund: U Ko Lay gibt etwa für die Gruppierte Sammlung 7.762 Sutten (unterschiedlicher Länge) an, bei der Angereihten Sammlung kommt er auf 9.557.
Dem Abhidhamma Pitaka, einem gewaltigen Werk eher psychologischer und philosophischer Natur kann U Ko Lay ebenfalls nur vergleichsweise wenig Raum widmen. In seinen sieben Büchern geht es um detaillierte Analysen der Wirklichkeit von Geist und Materie aus der Perspektive der höchsten - im Vergleich zur konventionellen - Wahrheit.
Das Buch U Ko Lays ist, wie der Titel ausweist, als Führer gedacht, der den Leser durch die Fülle der kanonischen Texte des ursprünglichen Buddhismus leitet und das Auffinden von Themen und bestimmten Sutten erleichtert. Es vermittelt zudem ein gutes Bild von Aufbau und Struktur des Palikanons und gibt zudem einen Einblick in Texte, die nur schwer zugänglich bzw. noch gar nicht ins Deutsche übersetzt sind. Den einzelnen „Körben" sind kurze Einführungen vorangestellt, die das Verständnis zusätzlich erleichtern.
Seit gut einem Jahrzehnt steht dieses Buch in meinem Bücherschrank - allerdings nur auf Englisch. Glücklicherweise hat jetzt das Theravadanetz der DBU diesen aus Myanmar (Burma) stammenden Klassiker mit finanzieller Unterstützung der Familie H. Euler-Stiftung in deutscher Sprache und in einer sehr ansprechenden Form herausgebracht. Die ehrwürdige Agganyani, die die Veröffentlichung initiierte, und Kurt Jungbehrens haben den Text übersetzt, Traudel Reiss gestaltete das Cover.

Buddhismus aktuell 1/2008
Der Mittlere Weg 1/2008


 

   

 

 

   

 

Fritz Schäfer
Realität nach der Lehre des Buddha
Stammbach-Herrnschrot 2007
Beyerlein & Steinschulte
576 Seiten
32,00 EUR
ISBN 978-3-931095-60-

Die beiden Untertitel des neuen Werkes von Fritz Schäfer werfen ein Schlaglicht auf das, was den Leser erwartet: „heilsmächtige Reden des Buddha“, die der „Auflösung von Denkmustern“ dienen. An deren Stelle soll eine entscheidende Einsicht treten: „Wirken und Erleben (sind) die einzige Realität.“Insgesamt hat Fritz Schäfer 15 Sutten aus dem Palikanon ausgewählt, neu übersetzt und kommentiert. Er beginnt mit der berühmten Belehrung über „Wurzel aller Dinge“ (Majjhima Nikaya 1), die schon zu des Buddha Zeiten eine enorme Herausforderung für seine Zuhörer war. Geht es doch darum zu zeigen, dass wir einer naiven, völlig irrigen Vorstellung von „Ich“ und „Welt“ erliegen, die zugleich die Gefangenschaft im Leiden bedeutet. Wie selbstverständlich gehen wir davon aus, dass die Welt eine objektive, von uns selbst unabhängige Gegebenheit darstellt, in die wir hineingeboren werden und die unser Wohl und Wehe bestimmt. In Wahrheit, so der Erwachte, ist Realität etwas ganz anderes: das Wechselspiel von „Wirken und Erleben“. Nichts denn karmische Aktivität als Ursache und eine ununterbrochene Kette von Wahrnehmungen als deren Wirkung.

Deshalb darf in diesem Buch auch der Schlüsseltext nicht fehlen, in der die „Bedingte Entstehung“ am ausführlichsten und tiefsten entfaltet wird (Digha Nikaya 15). Diese Lehrrede entkleidet die erfahrene Wirklichkeit jeder Substanzialität, Solidität und bleibender Identität und löst sie restlos in einen Komplex wechselseitiger Bedingtheiten und Prozesse auf.

Auch die weiteren vorgestellten Quellen dienen dazu, mit falschen Vorstellungen gründlich aufzuräumen und vor allem die Begrenztheit der bloßen sinnlichen Erlebnisweise herauszustellen. Besonders anhand von Majjhima Nikaya 77 wird erahnbar, welche Dimensionen Erleben annehmen kann und welchen Bedingungen es unterliegt. Aber genauso wird herausgearbeitet, dass die höchsten Formen „himmlischen Bewusstseins“ und die seligste Erhabenheit meditativer Zustände doch nur vergängliche und letztlich nicht erfüllende Zustände sind. Konsequenz: Die „Auflösung“ aller Daseinsphänomene ist das eigentliche Ziel des buddhistischen Weges.

Erwähnenswert ist der Aufbau des Buches. So gibt Schäfer zunächst eine kurze Einleitung in die Thematik und die Besonderheiten, die in der jeweiligen Lehrrede angesprochen werden. Dann folgen die Neuübersetzung der Sutte und danach derselbe Text noch einmal mit den präzisen, detaillierten und oft in tiefste Tiefen gehenden Kommentaren des Autors. Bei dem Bestreben Schäfers um „feinste Genauigkeit“ hinsichtlich der Übersetzungen und Erläuterungen tragen seine Jahrzehnte langen Bemühungen um das Verständnis der Buddhaworte wieder reife Früchte. Um allerdings den Gehalt dieses gewichtigen Buches mit bestem Gewinn aufnehmen zu können, sollte der Leser mit den Grundlehren des Buddhismus schon gut vertraut sein.

Buddhismus aktuell 3/2007


 

 

   

R.G. de S. Wettimuny
Die Lehre des Buddha und ihre wesentliche Bedeutung
München 2007
Buddhistische Geslleschaft München (BGM)
176 Seiten
Preis: Dana
ISBN 978-3-8334-9041-5

„Das kenne ich". „Das habe ich schon oft gehört." „Das habe ich längst eingesehen." - So mag gelegentlich die spontane Reaktion bei einem buddhistischen Thema sein, das uns begegnet. Den Dharma verstehen, ihn wirklich verstehen? Der Autor jedenfalls warnt davor, es sich damit allzu leicht zu machen. Nicht selten, so seine These, verwechseln wir die leichte Verständlichkeit buddhistischer Lehren mit ihrer Verflachung und Banalisierung.
Ramsay G. de S. Wettimuny hat sich in seinem Buch eine Reihe von Kernbegriffen vorgenommen, die er gedanken- und kenntnisreich untersucht. In 16 Kapiteln geht es um grundlegende Themen wie Ergreifen, Vergänglichkeit, Nicht-Selbst, Bewusstsein, Geburt, Verfall und Tod, Leiden und Nicht-Wissen ebenso wie um Tanha und Bhava, um Kamma und Sankhara, um Nibbana.
Dabei lässt sich der Autor weniger von einem philosophischen oder abstrakt wissenschaftlichen Interesse leiten. Er hat vor allem die Frage der menschlichen Leidenssituation im Auge und die Möglichkeit, ihr mit Hilfe der buddhistischen Lehren zu entkommen. Den Ansatz dazu, der wie eine Grundmelodie in dem Buch immer wieder deutlich anklingt: Wo „Ich" und „Mein" eine Rolle spielen, ist Leiden unvermeidlich. Es endet erst mit der Freiheit von der Vorstellung und dem Erleben von „Ich habe" und „Ich bin".
Wettimuny geht es um zwei Dinge: Er möchte seinen Lesern die Essenz der Weisheiten des Erwachten ohne kulturelles Beiwerk und nebensächliche Betrachtungen nahe bringen. Er will die unverwechselbaren Wesenszüge des Buddha-Dhamma vermitteln. Und er möchte einige gängige Fehldeutungen aufdecken, die eine wirkungsvolle spirituelle Praxis erschweren oder verhindern.
Thomas Wiert und Viriya haben dieses anspruchsvolle Buch des schon verstorbenen Autors aus Sri Lanka ins Deutsche übersetzt und damit die Studien-Reihe der BGM um einen lesenswerten Band erweitert. Er hat keinen „Preis" und kann im Rahmen eines „Dhamma-Dana-Projektes" an ernsthaft Interessierte kostenlos abgegeben werden (Herstellungskosten: 10,41 €). Aber natürlich sind Spenden willkommen und notwendig, um künftige Titel zu finanzieren. Kontakt/Bestellungen: www.dhamma-dana.de und dhamma-dana@buddhismus-muenchen.de

Buddhismus aktuell 4/2007


 

 

   

Wilhelm K. Essler/Ulrich Mamat
Die Philosophie des Buddhismus
Darmstadt 2006
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
224 Seiten
29,00 EUR
ISBN 978-3-534-17211-5

Die beiden Autoren sprechen im Blick auf ihre Arbeit selbst von dem „Versuch, die Kerninhalte des Bodhisattvayanas in den Sravakayana-Sammlungen zu finden" (S. 213). Auf gut 200 Seiten wollen sie herausarbeiten, dass die Grundzüge der Mahayana-Lehren schon in den frühen Texten des Theravada auffindbar sind - wenigstens bruchstückhaft oder andeutungsweise. Alle Unterschiede zwischen den beiden buddhistischen Hauptströmungen, so Essler und Mamat, beruhen also nicht auf späteren Hinzufügungen, sondern auf der Auswahl bestimmter Lehrreden sowie deren Interpretation in den einzelnen buddhistischen Schulen (S. vii ff.).
Die insgesamt sieben Kapitel orientieren sich an den vier „Edlen Wahrheiten", behandeln das Leben des Buddha Sakyamuni und machen uns zuvor mit den „Weisheitslehren der Vorzeit" bekannt. Nicht zuletzt an der Neuübersetzung verschiedener buddhistischer Kernbegriffe (z.B. „Geborenwerden, Krankwerden, Altwerden, Totwerden", S. 39) wird das Interesse der Autoren deutlich, die zentralen Dimensionen der buddhistischen Lehren präzise und nuanciert darzustellen. Auf einem universitär hohen Reflexionsniveau behandeln sie Erkenntnistheorie, Ethik und Logik. Mit diesem philosophisch-wissenschaftlichen Buch erwartet die Leser eine sehr anspruchsvolle Lektüre.

Buddhismus Aktuell 2/2007


 

  

 

   

Pankaj Mishra
Unterwegs zum Buddha
München 2005
Blessing Verlag
445 Seiten
22,90 EUR
ISBN 3-89667-134-

In dem persönlich geschriebenen Buch durchdringen sich zwei Biografien: die des Autors selbst und die des Buddha. Auf über 400 Seiten beschreibt Pankaj Mishra seine zögernde und widersprüchliche, am Ende aber doch „gelungene" Annäherung an den Erwachten und seine Lehre. Er schildert, wie er als Inder nur über beschwerliche Umwege mit dem größten Sohn seines Geburtslandes in Kontakt kommt und dessen Weisheiten erst langsam kennen und schätzen lernt. Merkwürdigerweise ist es das Studium herausragender westlicher Gelehrter wie Schopenhauer, Nietzsche, Hegel, Marx u.a., die ihn auf den Buddhismus aufmerksam und neugierig machen. Es sind vor allem westliche Praktizierende, die ihm die Bedeutung des Dharma in der heutigen Zeit und in den modernen Gesellschaften näher bringen. Ein ungewöhnlicher, aber interessanter Weg eines indischen Schriftstellers zum Buddha.

Ursache & Wirkung 2007


 

 

 

   

Hans Wolfgang Schumann
Siebzig Schlüsselbegriffe des Pali-Buddhismus
Heidelberg-Leimen 2006
Kristkeitz Verlag
99 Seiten
12,90 EUR
ISBN 3-932337-04-

Schumann neuestes Buch möchte die ursprünglichen Lehren des Erwachten anhand ihrer Kernbegriffe vorstellen. Dazu hat der Autor siebzig Paliausdrücke ausgewählt. Er begnügt sich nicht mit bloßen deutschen Übersetzungen und wenigen kommentierenden Stichworten, sondern stellt die „Schlüsselbegriffe" in Form von Kurzessays vor (die durchaus auch einmal länger ausfallen können; z.B. Buddha = sechs Seiten, sankhara = acht Seiten).
Schumanns Darstellungen basieren auf dem Palikanon, allerdings ohne Abhidhamma (auch die Kommentarliteratur und Buddhaghosas Visuddhimagga werden nicht herangezogen). Immer wieder finden sich jedoch interessante Verweise auf Sanskrit-Entsprechungen und deren mitunter abweichenden Bedeutungsgehalt im Mahayana (z.B. anatta, Buddha, Bodhisattva).
Natürlich ist die Zahl siebzig für die Auswahl der Stichworte in gewisser Hinsicht willkürlich, so dass sich leicht streiten ließe, welche Ergänzungen noch sinnvoll oder sogar unumgänglich wären. Ich würde mir in einer zweiten Auflage noch Ausführungen beispielsweise über sila, sangha, sarana, indriya, rupa, vedana, sanna, mana, citta, ayatana und sakkaya wünschen.
Wer die „Schlüsselbegriffe" in die Hand nimmt, hat es mit der bekannten „Schumann-Qualität" zu tun. Der Autor schreibt wie gewohnt präzise und verständlich. In seinen Ausführungen spiegeln sich ein fundiertes und umfassendes indologisches Wissen und eine jahrzehntelange Erfahrung mit buddhologischen Themen und einschlägigen Publikationen. Die Sprachkenntnisse des Autoren ermöglichen einen direkten Zugang zu den buddhistischen Quellentexten.
Der (indologisch-)wissenschaftliche Zugang Schumanns zu den Lehren des Buddha spart die „religiöse" Dimension des Dhamma aus: so fehlen dessen gemütsbezogenen inspirierenden Aspekte weitgehend. Schumanns Weltbild ist ein hauptsächlich westlich-rational geprägtes, das die „objektive Gegebenheit der Dinge und der Welt" unterstellt und gerade nicht ihre „Traumhaftigkeit" und ihren „Schein- und Erlebnischarakter" herausarbeitet.
Aus einer berechtigten Furcht heraus, der christliche Glaube an eine ewige (!) und unwandelbare (!) Seele könnte in die buddhistischen Lehren Einzug nehmen, wird bei Schumann die anatta-Lehre zur „Nichtseelen-Lehre" (S. 26), anatta bedeutet für ihn „ohne (ewige) Seele, seelenlos, unbeseelt" (S. 25). Das erschwert dem religiös Empfindenden das Verständnis der Lehren des Buddha, der doch die Wesen gerade als fühlende, wollende, leidende und suchende kennzeichnet. Allerdings, nicht ohne unmissverständlich hinzuzufügen, dass neben Körper und Geist auch dieses „Seelische" dem ständigen Wandel unterworfen und nichts Dauerhaftes oder Identitätsstiftendes ist. Entsprechend fällt auch Schumanns Deutung von Fortexistenz und Wiedergeburt aus. Sie verliert völlig ihre erlebnishafte und somit subjektiv erfahrbare Seite und wird auf ein blind-bewusstloses Geschehen reduziert: „Zu beachten ist, dass das Bewusstsein nicht in den entstehenden Embryo überwandert, sondern als Zündfunke in die Mutter eingeht und dort verlischt" (S. 76). „Mit dem Tod der Person ist ihr Ich oder Selbst ausgelöscht" S. 33). Spricht der Buddha nicht wieder und wieder von der Kontinuität des subjektiven Ich-Erlebens sogar über den Tod hinaus? Und in der Rückerinnerung an seine früheren Existenzen sogar bezüglich seiner Person?

Buddhismus aktuell 1/2007


 

 

 

   

Heinz Reißmüller
Pali. Eine Einführung in die Sprache des Buddha
München o.J. (2006)
Buddhistische Gesellschaft München (BGM)
224 Seiten
23,00 EUR
ISBN 3-8334-4326-X

Dass keine Übersetzung an das Original herankommt, ist eine banale Feststellung. Aber was soll man tun, wenn der Zugang zur ursprünglichen Sprache eines Textes schwierig oder ganz versperrt ist? Wenn man Pali, in dem die kostbaren Reden und Belehrungen des Buddha überliefert sind, allenfalls mit Hilfe englischer Lehr- und Wörterbücher lernen kann?
Diese Frage stellt sich mit dem Erscheinen des Buches von Heinz Reißmüller nicht mehr. In 15 Lektionen führt es den Interessierten in diese mittelindische Sprache ein. Ein Übersetzungsteil, eine Grammatikübersicht und ein Wörterverzeichnis kommen ergänzend hinzu. Das Buch ist klar und übersichtlich gegliedert, verständlich geschrieben und so angelegt, dass das Lernen schnell zum „Erfolg" führt, weil die vorgeschlagenen Übungen von Anfang an zum Selberübersetzen einladen. Ein Bonbon gibt es für praktizierende BuddhistInnen und Buddhisten: Sie können diese wichtige Publikation im Rahmen des Dana-Projektes der Buddhistischen Gesellschaft kostenlos erhalten.

Buddhismus aktuell 1/2007


 

 

 

   

Ajahn Brahm
Die Kuh, die weinte
München 2006
Lotos Verlag
239 Seiten
15,40 EUR (A), 14,95 EUR (D), 26,90 sFr
ISBN 3-7787-8193-9

108 Geschichten erwarten uns, wenn wir dieses Buch aufschlagen. Gesammelt hat sie Ajahn Brahm, der seit über dreißig Jahren buddhistischer Mönch und gegenwärtig Abt des Bodhinyana Klosters in Perth (Westaustralien) ist. Sie stammen aus der klösterlichen Tradition um den Altmeister Ajahn Chah, aus buddhistischen Schriften, aber vor allem aus dem Leben des Autors selbst. Deshalb atmen die aufgezeichneten Anekdoten unmittelbare Erfahrung und eine enge Vertrautheit mit den Lehren des Buddha.
Ajahn Brahm, der mit Sinn für Humor, Gelassenheit und Selbstironie an das Schreiben gegangen ist, will uns ohne weitergehende abstrakte Theorien einen eher praktischen „Weg zum Glück" zeigen. Aus teils lustigen, teils traurigen oder einfach exemplarisch-prägnanten Alltagsgegebenheiten entwickelt er verständliche und überzeugende Vorschläge, wie wir unser Leben besser in den Griff bekommen und unsere Probleme zu Problemchen machen können, die sich dann mit etwas Nachdenken und der richtigen Einstellung lösen lassen. Die Themen sind breit gefächert: Um Perfektion und Schulgefühle, Liebe und Verbindlichkeit, Angst und Schmerz kreisen die ersten der insgesamt elf Kapitel. Weitere gehen der Frage nach, wie man ernsten Problemen mit Mitgefühl begegnen kann, wie Weisheit und innere Ruhe zu gewinnen sind oder welche Werte in einem spirituellen Leben wichtig sind. Das Buch schließt mit Betrachtungen über Leiden und Loslassen.
Die anregend und mit Einfühlungsvermögen erzählten Geschichten bedürfen oft gar keiner langen Kommentare, weil sie für sich sprechen. Ihre Wahrheiten sind meist nicht „buddhistisch" im engeren Sinn, sondern einfach wahr und erhellend. Sie sind menschlich, und wir können uns in ihnen nicht selten wiedererkennen. Übrigens: Warum die Kuh weinte und was sie damit bewirkte, lesen Sie auf S. 130.

Ursache & Wirkung Nr. 28 - Dezember 2006


 

 

 

   

Ehrw. Sujiva
Die Praxis der Einsichtsmeditation
Berlin 2004
Michael Zeh Verlag
315 Seiten
18,30 EUR
ISBN 3-937972-01-3 

Mit diesem Titel widmet der Verlag der in Myanmar (Burma) entwickelten Form der Vipassana-Meditation in der Tradition von Mahasi Sayadaw ein weiteres Buch. Sein Autor, der aus Malaysia stammende Ehrw. Sujiva, ist mittlerweile auch in Deutschland ein zunehmend gefragter und geschätzter Dharmalehrer.
In seinem gründlichen und detailreichen Buch hat sich der Autor zwei Dinge vorgenommen: Er möchte Meditierenden eine verständliche und brauchbare praktische Einführung in die Vipassana-Praxis vermitteln und sie zugleich mit dem notwendigen theoretischen Hintergrund dieser Methode vertraut machen. Beides ist ihm sehr gut gelungen. Die 18 Kapitel spiegeln sein fundiertes Wissen und die Breite der eigenen Erfahrung als Meditationslehrer.
Wer das Buch in die Hand nimmt, kann lernen, mit der Wirklichkeit - jenseits aller Konzepte, einschließlich der Idee von „Ich" und „Mein" - in Kontakt zu kommen. Er oder sie wird ermutigt, den Fluss körperlicher und geistiger Prozesse achtsam, nüchtern und kontinuierlich zu beobachten. Es geht bei dieser Praxis darum, einen Blick für die Realität eines jeden Momentes zu entwickeln und sie in ihrer Wandelbarkeit, in ihrer unbefriedigenden Natur und in ihrer Substanzlosigkeit zu durchschauen. Die LeserInnen erfahren auf über 300 Seiten eine Menge über die klassischen Meditationsobjekte („Körper", „Gefühle", „Bewusstsein", Geistobjekte"), über die fünf „geistigen Hemmungen", die eine tiefer gehende Praxis verhindern, und über die fünf „geistigen Kontrollfähigkeiten", die sie ermöglichen und tragen. Gut nachvollziehbar arbeitet der Ehrw. Sujiva die Unterschiede zwischen der Einsichts- (vipassana) und der Ruhe-Meditation (samatha) und untersucht deren Alltagstauglichkeit gerade in Hinblick auf moderne westliche Lebensumstände. Recht kurz werden dagegen die verschiedenen Einsichtsstufen, die Früchte einer „erfolgreichen" Vipassana-Meditation, besprochen. Sie dürften aber auch über die tatsächlichen Erfahrung der allermeisten Praktizierenden (noch) weit hinausgehen. Schließlich finden sich in dem Werk viele brauchbare Hinweise, die den Übergang von einem intensiven Retreat in das Leben mit Beruf und Familie erleichtern sollen und die helfen können, die üblichen Stolpersteine auf dem spirituellen Weg ungefährdet zu umgehen.
Man merkt dem Buch an, dass es aus einer Reihe von mündlichen Vorträgen anlässlich eines Retreats (Australien 1996) hervorgegangen ist. Es liegt jetzt in einer zweiten, überarbeiteten und von Michael Zeh ins Deutsche übersetzten Fassung vor. Ein sorgfältigeres Lektorat hätte das Buch noch lesbarer gemacht.

Buddhismus aktuell 3/2006


 

 

 

   

Hellmuth Hecker
Psychologie der Befreiung
Stammbach-Herrnschrot 2006
Beyerlein & Steinschulte
320 Seiten
18,00 EUR
ISBN 3-931095-59-2
 

Das Buch „Die Psychologie der Befreiung" von Hellmuth Hecker ist die Summe einer jahrzehntelangen und intensiven Auseinandersetzung mit den Lehren des Buddha. In ihm wird sichtbar, was der Erwachte solchen Frauen und Männern zeigt, die hinter die Kulissen des Lebens schauen und das Dasein ganz verstehen wollen.
Immer wieder sind wir von den Dingen und Ereignissen der „Welt" positiv berührt, nicht selten aber auch schmerzlich getroffen. Und unablässig antworten wir mit Denken, Reden und Handeln auf das, was wir vorfinden. Wir agieren so lange blind und ziellos weiter, bis wir die verborgenen Triebkräfte hinter den Lebenserscheinungen entdeckt haben und mit ihnen umzugehen lernen. Um diese psychischen Kräfte geht es in dem vorliegenden Buch. Es geht um ihre vielen Gesichter und Eigenschaften, um ihre Beziehung zueinander und die Bedingungen ihres Entstehens und Vergehens. Wir erfahren, wofür Begriffe wie Gier, Hass und Blendung (raga, dosa, moha) stehen und was Fessel (samyojana), Hemmung (nivarana) oder Triebfluss (asava) bedeuten.
Der Autor gibt uns einen fundierten und umfassenden Einblick in eine (Tiefen-) Psychologie, die diesen Namen wirklich verdient und die ein gewaltiges Gebiet des (nicht nur menschlichen) Geistes wissenschaftlich angeht, das der Westen kaum ahnungsweise kennt. Sie ist eine Psychologie der Befreiung, die vor allem einem höchsten praktischen Zweck dient: der „Erlösung aus dem Daseinskreislauf". Die überaus gründliche und inhaltsreiche Arbeit von Hellmuth Hecker gibt uns den nötigen Einblick und Überblick. Und das in einer klaren und einfachen Sprache, die nur der zur Verfügung hat, der eine Sache selbst ganz durchdrungen hat.
Das Fundament, auf dem diese Darstellung ruht, könnte nicht fester und sicherer gegründet sein. Hellmuth Hecker baut auf die Worte des Buddha bzw. dessen Lehren, wie sie in den ältesten uns zur Verfügung stehenden Texten überliefert sind. Dabei kann er auf die ursprünglichen Quellen des Palikanon zurückgreifen und ist nicht auf Übersetzungen angewiesen, so gut sie auch sein mögen.
Dieses Buch ist nicht unbedingt als Einführung in die Lehre des Buddha geeignet, aber für alle, die schon eine gewisse Grundkenntnis besitzen, ist es ein Juwel zum besseren und tieferen Verständnis. (aus dem Vorwort)

Ursache & Wirkung 1/2006
Buddhismus aktuell 2/2006


 

 

   

Mahasi Sayadaw u.a.
Der Weg zum Nibbana
Berlin 2004
Michael Zeh Verlag
260 Seiten
14,90 EUR
ISBN 3-937972-00-5

Wenn Sie wissen möchten, wie die klassische burmesische Meditationsmethode des reinen Beobachtens und (geistigen) Notierens funktioniert, hier erfahren Sie es mit allen Details. Die Grundübung besteht darin: Sie nehmen alle geistigen Zustände und körperlichen Prozesse möglichst klar und bewusst wahr und benennen kurz und prägnant die von Moment zu Moment gemachten Erfahrungen. Im Idealfall ist die Achtsamkeit lückenlos, und sie ist nicht allein auf dem Kissen gefragt, sondern in jeder Haltung und bei jeder Handlung. Das Heben und Senken der Bauchdecke ist das zentrale Meditationsobjekt während des Sitzens, das sich mit regelmäßiger Gehmeditation abwechselt.
Die Übung ist geeignet, die drei Daseinsmerkmale der Unbeständigkeit, der Unzulänglichkeit und der Unpersönlichkeit zur unmittelbaren und die eigene Persönlichkeit nachhaltig verändernden Erfahrung zu machen. Tatsächlich dient diese Methode der tiefen Einsicht in die Natur von Körper und Geist, die schließlich zur Befreiung des Nibbana führt. Damit ist auch der zweite Schwerpunkt dieses Buches beschrieben: die verschiedenen Läuterungs- und Einsichtsstufen als Frucht der systematischen geistigen Schulung.
Bei den Texten haben wir es mit zwei Autoren und drei eigenständigen Titeln zu tun. Chanmyay Sayadaw schreibt über „Vipassana-Meditation" und Mahasi Sayadaw (1904-1982) ist der Verfasser von „Fortschreitende Einsicht" und „Die Ausübung der Einsichtsmeditation". Schon die Namen der Autoren bürgen für Qualität. Beide kommen aus Myanmar und sind ausgewiesene Lehrer, die über einen immensen Fundus von praktischer Kompetenz und theoretischem, am Abhidhamma bzw. Visuddhimagga orientierten Wissen verfügen. Das macht die Lektüre zu einer sehr informativen, aber nicht unbedingt einfachen Sache. Bietet die Beschreibung der inzwischen sehr verbreiteten und anerkannten Meditationsmethode auch für Anfänger einen guten und authentischen Einstieg in die Praxis, dürften die allerwenigsten LeserInnen über die Erfahrungen verfügen, die mit den fortschreitenden Einsichtsstufen verbunden sind und beschrieben werden. Aber: Wer sich das höchste und lohnendste Ziel steckt, kann sich nicht frühzeitig und intensiv genug mit dem Weg vertraut machen, der dorthin führt. Ein präziser Wegweiser für einen wichtigen Abschnitt liegt mit dem Buch vor, das Thomas Michael Zeh und Kurt Jungbehrens aus dem Englischen übersetzt haben.

Buddhismus aktuell 3/2005


 

 

 

   

Heinz Reißmüller
Die ursprüngliche Lehre des Buddha und die moderne Naturwissenschaft
Stammbach-Herrnschrot 2004
Beyerlein & Steinschulte
168 Seiten
13,00 EUR
ISBN 3-931095-51-7

So vergleichsweise knapp die Publikation von Heinz Reißmüller ist, schon inhaltsreich ist sie dennoch. Auf kaum 170 Seiten gibt der Autor einen Überblick über die Grundzüge der ursprünglichen buddhistischen Lehren, wie sie im Palikanon überliefert sind. Die zahlreichen Zitate und Verweise belegen seine enge Vertrautheit mit den Lehrreden und geben viele Anregungen, dort selbst nach- und weiterzulesen.
Reißmüller unterscheidet deutlich zwischen solchen Belehrungen des Buddha, die eher vorbereitenden Charakter und in ähnlicher Gestalt auch in anderen Religionen und Weltanschauungen ihren Platz haben, und solchen, die im engeren und eigentlichen Sinn ‚buddhistisch' sind. Entsprechend schreibt er zunächst über die Bedeutung des Gebens und der Großzügigkeit auf dem spirituellen Weg, behandelt die unverzichtbare Rolle der Ethik und setzt sich dann mit Jenseitserfahrungen und der Nicht-Dualität auseinander. Danach wendet sich der Autor den ‚Vier Hohen Wahrheiten' zu, auf die es dem Buddha letztlich ankam und die erst aus dem Kreislauf von Geborenwerden, Altern und Sterben ganz herausführen können.
Vor diesem Hintergrund bestimmt Heinz Reißmüller das Verhältnis von Dharma und Naturwissenschaft. Dieser Teil des Buches dürfte für die Leserinnen und Leser, die mit buddhistischen Themen schon vertrauter sind, am interessantesten sein. Denn hier geht es um Fragen, die zum Teil hoch brisant sind in unserer Gesellschaft recht intensiv diskutiert werden. Das Verhältnis von Körper und Psyche, die Entschlüsselung des Genoms, künstliche Befruchtung und Klonen, Evolution und Urknall sind solche Aspekte, denen sich Reißmüller widmet.
Das Buch ist eine grundsolide Darstellung der buddhistischen Sicht der Realität. Dieses ‚Kompaktwissen' ist überzeugend strukturiert, klar formuliert und bezieht sich stets auf authentische Quellen. Man merkt, dass hier jemand zu Wort kommt, der sich seit einigen Jahrzehnten intensiv mit dem Buddhadhamma beschäftigt hat. Dabei sind Verständnis und Begrifflichkeit von Heinz Reißmüller eng an die des 2004 verstorbenen Pioniers des deutschen Buddhismus, Paul Debes, angelehnt, als dessen Schüler sich der Autor versteht.

Buddhismus aktuell 2/2005


 

 

 

   

Sangharakshita
Buddhas Meisterworte für Menschen von heute. Satipatthana-Sutta
München 2004
Lotos Verlag
256 Seiten
17,95 EUR
ISBN 3-7787-8165-0

Der Untertitel sagt genauer, um was es eigentlich gehen soll: um einen der bekanntesten und wichtigsten Texte aus dem Palikanon - um das Satipatthana-Sutta. Diese hoch geschätzte Darlegung des Buddha stellt Sangharakshita Abschnitt für Abschnitt vor und kommentiert sie ausführlich. So macht er den Leser zunächst mit den unterschiedlichen Facetten von sati (Achtsamkeit, Gewahrsein, Beobachtung, Wachheit, Erinnerung usw.) vertraut und arbeitet deren zentrale Rolle im tagtäglichen (spirituellen) Leben wie in der Meditation heraus. Der Leser ist eingeladen, seinen Atem näher kennen zu lernen und seinen Körper, seine Gefühle, seine Emotionen und Gedanken einer eingehenden und realistischen Betrachtung zu unterziehen.
Sangharakshita schreibt kenntnisreich, alltagsnah und praxisbezogen und hat immer die Lebensumstände des westlichen Lesers von heute im Auge. Bereichernd sind auch die gelegentlichen literarischen Bezüge zu Shakespeare, Dickens und anderen, die mit ihren Einblicken die Aussagen des Buches noch anschaulicher machen.
Sangharakshita erläutert jedoch nicht nur die einzelnen Passagen des Satipatthana-Sutta als solche, er nimmt sie vielmehr zum Ausgangspunkt einer umfassenderen Darlegung der buddhistischen Lehre. Zahlreiche Hinweise auf das Verständnis des Mahayana bezüglich einzelner Stichworte erweitern den Blick des Lesers. Doch der Versuch, diesen frühen buddhistischen Text im Sinne des Mahayana umzudeuten bzw. an bestimmten Stellen zu „korrigieren", scheint mir völlig unangemessen. Es bleibt offen, woher der Autor bei seinem deutlich vernehmbaren Plädoyer für die mahayanistische Philosophie der „Leerheit" den Mut nimmt, beispielsweise den folgenden Satz zu formulieren: „Man könnte meinen, es sei an der Zeit, die fünf Khandhas ... in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken." (S. 167) Und wenn er im nächsten Atemzug ersatzweise eine „moderne Fassung" dieser Daseinsanalyse seitens des Buddha ins Gespräch bringt und bei der Psychologie Siegmund Freuds den Vorteil sieht, dass sie „explizit die essentiell dynamische Natur der Psyche berücksichtigt", fragt man sich, inwieweit der Autor den Palikanon und insbesondere die Aussagen über die „Bedingte Entstehung" (paticca samuppada) wirklich zur Kenntnis genommen hat. Der Verdacht mangelnder Sehfähigkeit auf dem „Theravada-Auge" erhärtet sich, wenn man etwa liest: „Und der Palikanon selbst ist ein schier unglaublicher Mischmasch von Listen und Tabellen, die bei der Unterweisung der Mönche als Gedächtnisstützen dienten ..." (S. 162). Das Buch Sangharakshitas - aus dem Englischen übersetzt von Jochen Lehner - ist interessant und lesenswert, aber es verliert durch seine inhaltliche Schieflage in dem einen oder anderen Abschnitt.

Buddhismus aktuell 2/2005


 

 

 

   

Karl Gjellerup
Der Pilger Kamanita. Ein Legendenroman
Stammbach-Herrnschrot 2004
Beyerlein & Steinschulte
260 Seiten
15,00 EUR
ISBN 3-931095-54-1 

Das Ganze beginnt mit einer Liebesgeschichte, die zunächst einen tragischen Verlauf nimmt. Als der junge Kamanita mit der Handelskarawane seines Vaters in der Stadt Kosambi eintrifft, begegnet er der schönen Savitthi. Beide verlieben sich in einander und versprechen sich ewige Treue. Unter den gegebenen Umständen müssen sie sich aber bald wieder voneinander trennen. Als Kamanita auf dem Heimweg auch noch in die Hände des gefürchteten Raubmörders Angulimala fällt, scheint das unglückliche Schicksal des Paares endgültig besiegelt. Tatsächlich nehmen die Wege der beiden Liebenden nun einen ganz unterschiedlichen Lauf. Sie, im Glauben dass Kamanita umgekommen ist, heiratet auf Drängen ihrer Eltern einen ungeliebten Mann. Er, der von dieser Hochzeit erfährt, stürzt sich enttäuscht in den Rausch des Vergnügens und des Geldes. Desillusioniert wird er aber schließlich ein Pilger und begibt sich auf die Suche nach dem Buddha. In der Königsstadt Rajagaha trifft er ihn zufällig im Hause eines Töpfers, aber ohne in zu erkennen. Er erzählt dem Erwachten seine traurige Geschichte und hört von ihm wiederum erste Worte des Dharma. Verstehen und annehmen kann er sie indessen jetzt noch nicht und so zieht er am nächsten morgen weiter, um dem „wahren" Buddha zu begegnen. Doch schon nach wenigen Schritten beraubt eine wild gewordene Kuh den Unglücklichen seines Lebens.
Unterdessen hat Vasitthi ihren Ehemann verlassen, um Nonne in der Gemeinschaft des Erwachten zu werden. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre große Verständniskraft lassen sie bald zu tiefen Einsichten kommen, allerdings führen Krankheit und Erschöpfung auch sie zu einem frühen Tod. Bald werden beide Liebenden, so wie sie es sich einst erträumten, in den himmlischen Gefilden Sukhavatis wiedergeboren, wo sie sich erneut begegnen. Vasitthi ist es, die Kamanita nun behutsam und geschickt die weiteren Schritte bis zur endgültigen Befreiung führt.
Karl Gjellerup hat dieses Buch vor fast genau 100 Jahren veröffentlicht, es erschien erstmals 1906. Mit seiner Dichtung wollte der dänische Schriftsteller, der später nach Dresden übersiedelte und 1917 den Literaturnobelpreis erhielt, den Menschen in Europa die Lehren des Buddha über den Weg der Poesie nahe bringen. Gestützt auf eine Vielzahl indischer Quellen - u.a. auch auf die Übersetzungen aus dem Palikanon von K. E. Neumann - schrieb er seinen phantasievollen Legendenroman. Seine dichterischen Freiheiten wollte Gjellerup indessen nie über die buddhistischen Wahrheiten stellen.

Buddhismus aktuell 1/2005


 

 

 

   

BGM-Studiengruppe
Opanayiko. Buddhistische Grundstudien
München 2004
Buddhistische Gesellschaft (BGM)
242 Seiten
EUR 12,55 (Herstellungskosten)
ISBN - / -

Wer nach den zentralen Aussagen der buddhistischen Lehren fragt, stößt früher oder später auf diesen Satz: „Alle Dinge sind ohne Selbst" (Pali: sabbe dhamma anatta). Nichts irgendwie Wahrnehmbares oder Denkbares hat einen bleibenden Kern, nichts besitzt Substanz oder dauerhafte Identität. Stets begegnen wir bedingten, wandelbaren Erscheinungen und Prozessen.
In seiner Einleitung macht der große thailändische Dharmalehrer des 20. Jahrhunderts, Ajahn Buddhadasa, genau das deutlich und bereitet die Leser auf das vor, was sie im Folgenden vor allem erwartet: eine intensive Begegnung und Auseinandersetzung mit der Anatta-Lehre des Buddha. Und zwar über die Worte des Buddha selbst, die in überarbeiteten Übersetzungen vorliegen. Hinzu kommen erläuternde Hinweise und Kommentare sowie ausführliche Erklärungen wichtigster Pali-Begriffe.
Die Herausgeber haben sechs zentrale Sutten aus den großen Sammlungen des Palikanon ausgewählt. Mit dem Potthapada Sutta (D 9) wird zu Beginn das umfassende „spirituelle Trainingsprogramm" des Buddha (der sogenannte Tathagatagang) vorgestellt, während die berühmte „erste" Lehrrede des Erwachten im Gazellenhain von Isipatana (S 56,11) den Leser mit den „Vier buddhistischen Grundwahrheiten" und dem „Mittleren Weg" vertraut macht. Die weiteren Themen „Rechte Ansicht" (M 9), die „Fünf Daseinsfaktoren", „Bedingte Entstehung" (D 15) und „Leerheit" (M 122) lassen die angeschlagene Grundmelodie des „Nicht-Ich" in verschiedenen Tonarten und Rhythmen weiterklingen.
Hinzu kommt eine Vielzahl von ergänzenden Passagen und kürzeren Zitaten aus anderen Lehrreden, die das Buch zu einem inhaltsreichen und wertvollen Studienbuch machen. Für den Umgang mit ihm lautet mein Vorschlag. Hat man die letzte Seite gelesen, kann man getrost mit der ersten Seite wieder beginnen.
Bei der Fülle des Stoffes und der Vielzahl der zitierten Quellen wäre ein Register hilfreich gewesen. Auch mag es den einen oder die andere (noch) Neugierige interessieren, wer sich der großen Mühe unterzogen hat, diese wichtige Veröffentlichung zu realisieren.
Das Buch ist indessen nicht nur wegen seines Inhalts bemerkenswert, sondern auch wegen der Art und Weise, wie seine Botschaft „verkauft" wird. In Buchhandlungen jedenfalls wird man „Opanayiko" vergebens suchen, es ist nur über die Herausgeber zu beziehen, und eine Ladenpreis hat es nicht. Wir erfahren lediglich die effektiven Herstellungskosten, und wer bestellt, muss sich klar darüber werden, was ihm die Lektüre tatsächlich wert ist: nur die angegebene Mindestsumme oder einen Betrag, der weitere künftige Projekte unterstützt. Wer nur über wenig finanzielle Mittel verfügt, muss auf das Buch jedoch nicht verzichten: Im Rahmen eines Dana-Projektes ist es auch kostenlos zu haben. Ebenfalls freie Downloads sind unter www.dharma-dana.de möglich.

Buddhismus aktuell 4/2004

 



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