Buchbeitr?ge - Auf stillem Pfad

Der Heilsweg des Erwachten

Vorwort 

Alfred Weil


„Das soll ich geschrieben haben?" Dieser Gedanke kam Hellmuth Hecker, als er das Manuskript des „Heilsweges" fertig vor sich sah. Ja, er war der Verfasser dieses großen Werkes, aber er kam sich im Rückblick eher wie ein Sprachrohr der nun auf so vielen Seiten formulierten Wahrheit vor. „Was wahr und tief ist, das ist nicht von mir, sondern vom Gesetz der Wirklichkeit selber. Und was von mir ist, von der beschränkten Persönlichkeit, das ist nicht wahr und tief", empfand er selbst. Den Leserinnen und Lesern wird es jedoch leicht fallen, die Bescheidenheit des Autors zu relativieren. Denn wer ein solches Buch schreiben kann, muss tief in die Lehre des Buddha eingedrungen und sich weit für ihre zeitlosen Einsichten geöffnet haben.

„Der Heilsweg des Erwachten" beschreibt wie kaum eine andere Arbeit in deutscher Sprache derartig breit gefächert und facettenreich die spirituelle Praxis des Buddhismus. Der von dem Buddha als Vierte Edle Wahrheit verkündete Achtfache Pfad ist der rote Faden, an dem entlang der Autor eine bemerkenswerte Fülle von Stoff aufbereitet. Einführend werden wir vertraut gemacht mit den Grundlagen des Buddhismus: Buddha, Dhamma und Sangha und lesen auf den letzten Seiten des Buches alles Wichtige über das alle überragende Ziel - Nirvana. Die insgesamt 70 Kapitel lassen nichts aus, was die Leserinnen und den Leser über die drei Übungsschwerpunkte auf dem Weg dahin - Wissen, ethisches Handeln und Herzensläuterung - sowie deren beiden Früchte - erfahrene Weisheit und Befreiung - wissenswert ist.

Als exzellenter Kenner nicht nur der christlichen Mystik zeigt der Autor immer wieder erhellende Parallelen in den anderen Religionen und verweist damit auf den universellen Wahrheitsgehalt aller großen Weisheitslehren. Er stellt aber auch die Einzigartigkeit der buddhistischen Lehre heraus - eben das, „was den Erwachten eigentümlich ist" und in keiner Religion oder Weltanschauung sonst zu finden ist: das Transzendieren alles Gewordenen und Bedingten, das Übersteigen der jeder Erfahrung.

Bei der Lektüre beginnt man die beispiellose Tiefe und das kaum auslotbare Freiheitspotenzial der Wahrheiten des Buddha zu ahnen - im Gegensatz zu dem allgemeinen Trend der Verflachung und der Banalisierung buddhistischer Anschauungen und Übungen. Die differenzierten und nuancierten Betrachtungen Hellmuth Heckers machen auch die Genialität des Buddha als Lehrer erkennbar. Dem Leser wird in dem Buch einsichtig, wie konsequent der empfohlene Übungsweg konzipiert und wie feinsinnig die einzelnen Schritte aufeinander bezogen sind. Und wohin diese Parxis führt: zum endgültigen und vollständigen Aufhören von Leiden und Unzulänglichkeit.

Um tatsächlich die Belehrungen des Erwachten darzustellen und - soweit das überhaupt möglich ist - keine persönlichen Sichtweisen zu weiterzugeben, verweist der Autor immer wieder auf den Palikanon, die älteste umfassende Sammlung des Buddhawortes. Damit steht die Arbeit auf einem festen Fundament und ermöglicht dem Interessierten ein vertiefendes Studium anhand der Quellen.

Hellmuth Hecker schloss seine Arbeit 1977 ab, vervielfältigte sie aber nur in kleiner Auflage für einen interessierten Kreis von Freunden. Es hat fast vier Jahrzehnte gedauert, bis jetzt ein Buch daraus geworden ist. Das eine oder andere würde der Autor heute vermutlich anders formulieren, gelegentlich andere Begriffe wählen oder Akzente anders setzen. Wegen seines fortgeschrittenen Alters und seines gesundheitlichen Zustandes ist jedoch eine eigenhändige Überarbeitung nicht mehr möglich. Deshalb hat sich der Verlag entschlossen, das Werk in seiner ursprünglichen Fassung herauszugeben, wenn man von der Textgestaltung und kleineren redaktionellen Anpassungen absieht. Das vorliegende Buch ist damit so etwas wie ein historisches Dokument, das aber bezüglich seiner zeitlosen Botschaft und der vermittelten Wahrheiten nichts an Wert eingebüßt hat.

Nach Abschluss des Manuskriptes sprach Hellmut Hecker von seinem „Lebenswerk". Er wusste selbst noch nichts von den vielen noch folgenden kleineren und größeren Arbeiten aus seiner Feder. Aber ein Lebenswerk ist es in einem gewissen Sinne doch, weil es sich mit dem großen Ganzen des Dhamma beschäftigt und eine Summe der buddhistischen Anschauung und Praxis zieht.

Damit dieses Buch erscheinen konnte, bedurfte es vieler Stunden der Mühe und der Hingabe nicht nur des Autors selbst, dem wir sehr verpflichtet sind. Ein herzlicher Dank sei deshalb auch ausgesprochen: an Remo Beyerlein, der als Verleger den „Heilsweg" der Öffentlichkeit zugänglich macht, und an Andreas Hubig, Peter Karnotzki, Susi Poppenberg sowie Erika Weichert, die sich um die Digitalisierung, das Layout, das Korrekturlesen und um vieles andere mehr gekümmert haben.

 


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