Der Geschmack des Dharma

Stufen der Belehrung

 

Wunsch und Wirklichkeit

In der Regel hegen die Wesen den Wunsch, den Willen, die Absicht, dass die unerwünschten, unerfreulichen, unangenehmen Dinge aufhören und die erwünschten, erfreulichen, angenehmen zunehmen. Diesen Wesen jedoch, die eben das wünschen, mehren sich die unerwünschten, unerfreulichen, unangenehmen Dinge und die erwünschten, erfreulichen, angenehmen werden weniger.

Und warum? (...)

Da ist jemand ein unwissender Weltmensch, der keinen Blick für die Edlen hat, der Lehre der Edlen unkundig, über sie nicht unterrichtet; der keinen Blick für vorbildliche Menschen und ihre Lehre hat, ihrer unkundig und über sie nicht unterrichtet.

Womit man sich beschäftigen soll, weiß er nicht, und auch nicht, was tunlichst zu unterlassen ist; er kennt die Dinge, denen man sich widmen sollte, so wenig wie die, die man besser bleiben lässt.

(Majjhima Nikaya 46)

Ich möchte leben und nicht sterben, ich wünsche mir Glück und habe etwas gegen Leid.

(Samyutta Nikaya 55,7)

Ausweg?

Unterworfen bin ich Geborenwerden, Altern und Sterben, Kummer und Klage, Schmerz, Bedrückung und Verzweiflung. Dem Leiden bin ich unterworfen, dem Leiden ausgeliefert. Es müsste doch möglich sein, einen Ausweg aus dieser ganzen Leidensanhäufung zu finden!

(Majjhima Nikaya 29)

Einladung

Willkommen sei mir ein verständiger, ehrlicher, vertrauenswürdiger Mensch von aufrechter Art. Ihn leite ich an und zeige ihm die Wahrheit. Wenn er - auf diese Weise belehrt - dem folgt, wird er nach nicht langer Zeit selbst sehen und selbst erfahren. Ganz sicher wird er sich so ganz von der Fessel befreien, nämlich von der Fessel des Nichtwissens.

(Majjhima Nikaya 80)

Diese Lehre ist nachvollziehbar, sie ist zeitlos, sie lädt zum Selbersehen ein, ist zum Ziel führend, einem Verständigen bei sich selbst erfahrbar.

(Samyutta Nikaya 4,21)

Vollkommen

Er zeigt eine Lehre, die am Anfang segensreich ist, im Weiteren und am Ende; die sinn- und formvollendet ist. Er verkündet einen ganz und gar vollkommenen, reinen und lauteren Lebenswandel.

(Digha Nikaya 2 u.a.)

Das Gleichnis vom Weltmeer

So wie der Ozean langsam tiefer wird, sich allmählich neigt, sich nach und nach senkt und nicht schlagartig abfällt -, genau so verhält es sich mit dieser Lehre und Praxis: Sie beinhaltet eine fortschreitende Übung, eine sich vertiefende Verwirklichung, eine abgestufte Vorgehensweise. Höchste Einsicht und durchdringendes Wissen werden nicht mit einemmal erreicht.

(Anguttara Nikaya 8,19 bzw. Udana 5,5)

Fünf Stufen der Belehrung

Da sprach der Erhabene, stufenweise fortschreitend, zunächst vom Geben, dann von ethischem Verhalten sowie von himmlischem Dasein; dann machte er deutlich, wie unbefriedigend, mit mancherlei Nachteilen verbunden und armselig das sinnliche Genießen ist und wie segensreich, darüber hinauszuwachsen. Wenn der Erhabene bemerkte, dass jemand innerlich bereit, ausgeglichen, ohne innere Sperre, angeregt und von Vertrauen erfüllt war, da lehrte er das, was für die Erwachten das Eigentliche ausmacht: das Leiden, dessen Ursprung, dessen Beendigung und den Weg dahin.

(Majjhima Nikaya 56, 91 u.a.)

Übersetzung aus dem Pali von Alfred Weil


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